Italien

Freitag, 31. Juli 2009

Pogallo

Es ist eigentlich schon etwas spät an diesem Tag, um von der Alpe Prà noch nach Pogallo zu wandern, aber der Hüttenbetreiber meint, es sei möglich, von dort zurück nach Cicogna müssten wir es schon schaffen vor Anbruch der Dunkelheit. Und weil uns das verlassene Bergdorf reizt und wir keine Lust haben, denselben Weg zurückzumachen, laufen wir gegen 15.30 Uhr los.

Ganz unten mitten im Talkessel der helle Fleck - Pogallo.

Von oben sieht das Dorf schnell erreichbar aus, aber für den Abstieg im Val Pogallo brauchen wir fast zwei Stunden, weil wir oft staunend verharren in der früher bewohnten wilden Landschaft, Infotafeln zu entziffern versuchen, Erfrischung an kleinen Wasserfällen finden, eine Menge Fotos machen.

Immer wieder Ruinen verlassener Viehwirtschaften.

Cappeletta di Cima Selva. Ab hier beginnt der Abstieg durch Birken- und Buchenwald.

Insgesamt drei Bergbäche sind zu überqueren.

Schon ziemlich nah am Dorf führt der Weg an offensichtlich künstlich geformten Abgrenzungen aus Pflanzen vorbei.

Ankunft in Pogallo.

Früher gab es hier eine Schule, einen Arzt und sogar eine Polizeistation, allerdings sucht man vergeblich nach einer Kirche. Um 1890 wurde von Pogallo aus aus intensive Holznutzung betrieben, hunderte von Arbeitern lebten in diesem Dorf. Während des 2. Weltkriegs war das Val Grande die Hochburg der Partisanenbewegung, nach dem Krieg verödeten die Dörfer im Tal.

Der Ort wirkt nicht wirklich unbewohnt. Viele Häuser sind in gutem Zustand, aufgehängte Wäsche und Solaranlagen zur Stromgewinnung zeugen von ihrer Nutzung, in der Ferne sind Stimmen zu hören. Wir folgen ihnen und finden drei Männer und eine Frau beim Kartenspiel an einem Steintisch.

Detail einer Hauswand.

Der Dorfbrunnen.

Am Dorfrand eine Madonna.

Ruinen eines grösseren Gebäudes.

Die Zeit drängt leider, es ist schon fast 18 Uhr und wir müssen ja noch nach Cicogna. Eine halbe Stunde verlieren wir obendrein wegen zunächst falscher Richtung, dafür finden wir einen phantastisch tief zwischen Felsen eingeschnittenen Wasserfall, die Fotos können das Naturspektakel nur unzureichend einfangen.
Fast zwei Stunden lang ist jetzt noch der Weg, den Saumpfad Sutermeister hoch und runter, hin und her verläuft er in 50-60 Meter Höhe über dem Rio Pogallo. Rauschende Wasserfälle, bröckelnde Stellen im schmalen Weg überm Abgrund, die Sonne sinkt immer tiefer, Gedenktafeln für verunglückte Bergsteiger, ich guck nur nach vorn auf den Weg, nicht rechts nicht links, umklammere die Wölbung des letzten Apfels in der Schultertasche vorm Bauch und beruhige dadurch meine Höhenangst. Gegen 20 Uhr sind wir in Cicognia.
Vielleicht führt mein Weg in diesem Leben noch einmal nach Pogallo. Ich hätte dort gern mehr gesehen.

Donnerstag, 30. Juli 2009

Val Grande

Eine sogenannte "Wilderness". Da wir keine alpinen Bergsteiger sind, wählen wir zunächst den Saumpfad zwischen Cicogna und der Alpe Prà, steil aber bequem zu laufen. Je höher, desto schöner die Aussicht auf den Lago Maggiore und Lago d'Orta, desto grössere Ansammlungen von Gemsenkötteln (aber keine einzige gesehen) und desto merkwürdigere Tierchen.

Es wimmelt von Eidechsen. Auch Feuersalamander soll es hier geben.

Ein gut getarntes Insekt, das beim Auffliegen feuerrote Flügelinnenseiten zeigt.

Ein Pillendreher? Jedenfalls bewegte dieser Käfer unermütlich Gemsenköttel.

Der prähistorische Schalenstein unterhalb der Alpe Prà.

In der Alpe Prà stärken wir uns. Das verlassene Bergdorf Pogallo ist nächstes Ziel.

Mittwoch, 29. Juli 2009

Cerro Keramikmuseum

Laveno hatte früher drei Keramikfabriken, interessante Exponate aus vergangenen Jahrhunderten werden hier gezeigt.

Zum Beispiel ein Untersetzer über perfektionierten Rübenanbau.

Oder ein Orinatoio, ein sehr hübsches Pinkelbecken.

Freitag, 24. Juli 2009

Padua oder Venedig?

Nur ein Kurztripp, aber - wer im Sommer Venedig besucht, begibt sich in Menschenmassen, Warteschlangen, Lärm und Hitze - so waren wir durch einen Reiseführer vorbereitet. Zum Glück sind die Preise für Unterkunft derart hoch, dass wir in Padua Quartier bezogen, eine halbe Stunde Zugfahrt entfernt. Zum Glück. Denn diese ebenfalls uralte Stadt ist auf ganz andere Weise schön.
Auf zufälligen Wegen zum Palazzo del Bo geraten, im Innenhof mächtiges Stimmengemurmel, Gesänge: Dottore, Dottore! Die Verleihung des Doktortitels in dieser früheren Herberge, heutigen Uni ein grosses Fest. Die Verwandtschaft aus Stadt und Land fächelt sich Luft zu, stimmt dann wieder extatisch in den Gesang ein. Der frischgebackene Doktor schwarwenzelt mit Lorbeerkranz behängt durch die Gänge.
Stadt der Radfahrer, uralte Strassen mit Laubengängen, schöne Plätze, Kirchen ohne Ende, die grösste Basilika der Welt... ich laufe mir Blasen an die Füsse.

Besichtigungsmöglichkeiten.

Begründer des "Werkes von Brot für die Armen".

An dieser Stelle eine Steinbank und - offenes Netz.

Venedig - lebendes Museum.

Wegweiser zu den Orten die man gesehen haben muss. Allerdings Platzangst wegen Überfüllung der Rialtobrücke und auf dem Markusplatz wegen Mittagshitze Schwindel.

Dunkle kühle Gänge zum Aufatmen.

Wasserstrassen zwischen den Häusern.

Mehr Wasserstrassen zwischen den Häusern, man steht staunend auf den Brücken und betrachtet den Verkehr.

Auf der Rückfahrt hören wir Comissario Brunetti mit anderen Ohren.

Samstag, 18. Juli 2009

Cittiglio Cascate

Von diesem schönen Flecken sehe ich wieder wegen Absturzbefürchtung nur den gut zugänglichen Teil, die zwei höher gelegenen Wasserfälle werden mir ewig verschlossen bleiben.

Auf den grossen flachen Steinen mitten im Wasser sitzend.

Im Bergdorf Arcumeggia sind fast alle Häuserwände touristenattraktiv von Künstlerhand bemalt. Ich persönlich mag dort die Blumentöpfe aus Porzellanscherben am liebsten.

Mittwoch, 15. Juli 2009

Castelveccana

Bresaola-Schinken lecker, immer wieder Gang zum Kühlschrank für noch ein Scheibchen, jetzt ist er alle. Dazu Rotwein, immer wieder draussen Nachschub holen, wo die anderen sitzen. Und niemand ausser mir will jetzt noch surfen, wie schön.
Den dritten Tag in Italien. Zum Schwimmen wird täglich nach Castelveccana gefahren, ich laufe dort meistens rum, die rotte Industrieromantik ist sehr anziehend.

Weitläufige Ruinen der Keramikfabrik direkt am Lago Maggiore.

Hier ist nichts verschlossen, man geht einfach am Tor vorbei.

Detail.

Nach ein paar hundert Metern ein Hallenskelett.

Für heute jetzt noch ein letztes Gläschen draussen...

Freitag, 17. August 2007

Verona & Arena

Jeder Stein erzählt hier Geschichte, sogar in den marmornen Gehplatten findet man sie, nämlich versteinerte Ammoniten. Oh angenehm, nachts bei schwüler Hitze barfuß über den immer noch lauwarmen Marmor.
Wieviel Fotos hier wohl täglich von den Touris geschossen werden? Allein ich habe um die 100 Stück in den paar Stunden, die wir dort waren, geknipst; eigentlich wollte ich gar nicht mehr, aber an jeder Ecke und immer wieder findet man tolle Motive, die dann auf Foto allerdings oft gar nicht mehr so toll aussehen - weshalb ich die meisten dann doch verworfen habe.


Zum Beispiel sah ich diesen Balkon.


Oder dieses Balkondetail.


Merkwürdige Mischung aus italienischer Mortadella und etwas Undefinierbarem.


Detail aus Denkmal.


Ein Fenster.

Abends in die Arena, das riesige Volkstheater aus römischer Zeit, in dem man früher Menschen von Löwen zerreissen liess. Gestern gab es die Oper Nabucco. Die allererste Oper meines Lebens. Ich bin zwar jetzt nicht zum Opernfan geworden, aber: es war wirklich ein einmalig schönes Erlebnis. Verschwitzt, erschöpft und mit flauem Gefühl im Magen die steilen Sitzstufen bis ganz nach oben geklettert und vier Stunden später entspannt und fröhlich wieder unten angekommen. Eine Oper unter freiem Himmel und ohne Verstärkung. Ich sah die Bühne nur als Pünktchen, mochte das hysterisch anmutende Vibrato in den Frauenstimmen nicht und verstand überhaupt nix vom Inhalt. Und fühlte mich klebrig wohl in der schwülen sternklaren Nacht auf der antiken warmen Steintreppe mitten in den Menschenmassen.


Arena in der Nacht.

Mittwoch, 15. August 2007

Fickende Wanzen & Wasserfall


Gefunden hoch oben in den Bergen beim Verzasca Staudamm. Ineinander gebohrt liefen sie planlos herum , so schnell, dass ich sie nicht ganz erwischte..


Noch höher ein Wasserfall.


Glasklares blaues Wasser.


Struktur.


Blümchen auf Felsen.


Ziege bei Berghütte.

Sonntag, 12. August 2007

Südliche Früchte

Was man bei uns nur im Supermarkt findet...


Kiwis.


Garagenberankung mit Sau?-Bohne.

Cittiglio - Cascate - Hilfe!

Wieso mache ich das? Wieso hänge ich in den Felsen und kann nicht vor und nicht zurück? 20 cm breit ist der unbefestigte Weg ohne Haltemöglichkeit direkt über dem Abgrund, mein Begleiter hat die kritische Stelle bereits überwunden und ruft aufmunternd: Komm, hier wird's besser, wir sind gleich da!
Schwer atmend versuche ich mich zu beruhigen. Ich will so gern weiter, aber es geht nicht. Ich geh zurück, schluchze ich und verharre echsenstarr an die Wand gepresst. Okay, ruft er, dann warte unten.
Ich reisse mich zusammen und schaffe den Abstieg meist auf dem Hosenboden rutschend. Unten atme ich auf. Es ist so schön hier, so paradiesisch schön. Ich wische mir den Schweiss von der Stirn, muss pinkeln, setze mich auf einen großen bequemen Stein im Geröllfeld des Bachrinnsals, lichtdurchfluteter Schatten großer Bäume überall, lasse die Füsse ins Wasser hängen, gucke auf den ersten Wasserfall und lasse mich vom gleichmäßigen Rauschen beruhigen.
Und weil es so schön ist, dachte ich eben, ich schaff es auch zum zweiten und dritten Wasserfall hier oberhalb von Cittiglio.


Die Schlucht - vorn rechts etwas Wasserfall.


Riesige bizarr aussehende Steine im Bachbett, hier ein versteinerter Saurierkopf.


Winzige Schnecke auf Feigenblatt.


Plätschern - so ein schöner Sound.


Diese Beeren habe ich lieber nicht versucht.

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