Mittwoch, 5. Februar 2014

Stilles Städtchen

Sonniger Wintertag. Richtung Norden durch kleine Dörfer.

Idyll mit Betonmischer und Mini-LKW in Friedrichsthal (Oder).

Im Städtchen Gartz wollen wir Kuchen besorgen, aber wir suchen vergeblich nach einem Bäcker oder Supermarkt, den es nach Auskunft eines Einheimischen "hinten am Stadttor" geben soll. Überhaupt scheint der Ort so gut wie ausgestorben. Vor einer der Villen oben an der Stadtmauer ein polnischer Offroader. Ob sich hier wohlhabende Stettiner ihren Landsitz einrichten?

Stadttor.

Hinter der Mauer Nutzgelände, ganz hinten bewachsene Stadtmauer.

Blick über die Mauer

Und in einen Hof beim Stadttor.

Durch die Innenstadt, die eher an Geisterstadt erinnert.

Bizarre Kulisse.

Oder bei Gartz mit Brückenstümpfen.

Vielleicht sassen die Bewohner gerade alle beim Mittagessen. Ich habe aber der Eindruck, dort gibt es kaum noch welche. Und durch dicke HDR-Bearbeitung scheint der Verfall noch plastischer.

Donnerstag, 30. Januar 2014

Krass klirrende Kälte

Die Ostflüchtlinge von 1945 gehen mir durch den Kopf. Aber das hier ist nur ein Spaziergang, den haben wir uns vorgenommen und machen ihn deshalb auch. Zur Oder im Kampf gegen schneidenden Ostwind.
Auf dem Weg klingelt Handy, warum habe ich das eigentlich mitgenommen, jetzt muss ich eine Hand aus der Tasche ziehen, meine Eltern gratulieren mir zum Geburtstag, Situationserklärung in knappen Worten, das Gespräch ist kurz.

Am Kanal bläst der Wind schon scharf.

Hinterm Deich die Oderwiesen.

Jetzt eher Oderschwemmschollen.

Dickfellige Kühe.

Mit Futter.

Danach einen Ingwertee!

Freitag, 24. Januar 2014

Tresore

... scheinen besonders in Hamburg gefragt. Wegen Stadt der Pfeffersäcke? Ich sah gleich zwei Spezialläden für Wertwegschliessobjekte.

Witzige Safe-Schaufensterdeko.

Kreuz und quer führt uns der stundenlange eisige Spaziergang durch die Stadt, von der Speicherstadt über Landungsbrücken, St. Pauli, Schanzenviertel, Karoviertel.

Oberhalb der Landungsbrücken.

Die Herbertstrasse ist nach wie vor für Frauen verboten. Kein Wächter zu sehen, also mal reingelinst.

Wie ausgestorben, vielleicht einfach zu früh und zu kalt.

Wie in so vielen Zentren europäischer Grossstädte steht auch auf St. Pauli in manchen Strassenzügen jedes zweite Haus leer.

Rote Flora.

Zwischendurch immer mal wieder irgendwo Einkehr zum Aufwärmen. Als es dunkelt, würden wir gern einfach in ein Kino gehen und vielleicht ein bisschen wegdämmern, finden aber keins. Stattdessen eine warme grosse Halle mit alten Plüschsofas und frischem Pfefferminztee. Da lässt es sich auch aushalten, bis der Zug kommt.

Sonntag, 5. Januar 2014

Binnendüne

Die grösste Binnenwanderdüne Europas liegt bei Klein Schmölen.

Hier wachsen Faulbaum, Drahtschmiele, Waldhaarmützenmoos. Noch nie davon gehört, aber das heisst ja nix. Jetzt im Winter leider praktisch unidentifizierbar.

Wachsames Auge am Elbdeich.

Und Schuhausrüstung von vier Frauen.(Foto: Michaela)

Diese Tage an der Elbe haben sich gelohnt.

Dienstag, 31. Dezember 2013

Jahresendkaiserwetter

Unbesandten heisst so, weil die Endmoränen das Dorf nicht mehr erreichten, weshalb es keinen sandigen Boden hat, sondern fruchtbarere dunkle Erde, während Besandten "besandet" wurde - dort lebten die eher ärmeren Bauern. Das ganze im äussersten Norden Brandenburgs direkt an der Elbe, 12 Einwohner pro Quadratmeter. Direkt hinterm Deich liegen die alten Bauernhäuser, einige prächtig wiederhergestellt, manche leer und dem Verfall preisgegeben, ein gerade entkerntes Grundgerüst. Beim Deichspaziergang schimmert gegenüber auf westlicher Seite der Elbe die "Zwischenlösung" Gorleben in der Sonne.

Auf ein gutes Neues!

Sonntag, 24. November 2013

Knochenleim und flotte Minna

Spannender Vortrag über Beinwell beim Kräuterabend über dem Kindergarten. Viel gelernt, zum Beispiel, dass in der Wurzel dieser Pflanze eine Menge Allantoin oder auch Knochenleim enthalten ist. Dadurch wird Zellneubildung bei Wunden beschleunigt, es wirkt bei Prellung, Zerrung, Verstauchung und ist entzündungshemmend. Die Made der gemeinen Schmeissfliege allerdings produziert in ihren Ausscheidungen noch grössere Mengen dieses Wirkstoffs, weshalb sie statt Antibiotika bei Amputationen u.a. grossflächigen Wunden immer öfter zum Einsatz kommt - faulendes Fleisch wird sauber weggefressen, dafür Allantoin als Entzündungshemmer und Zellneubilder sozusagen im Austausch abgegeben. Und weil diese Maden für medizinische Zwecke in Hamburg gezüchtet werden, nennt man sie auch "Hamburger Mädchen".

Gleich mal ein bisschen Beinwellwurzel im Garten ausgraben. Versehentlich den ganzen Stock erwischt, der wächst hoffentlich wieder an.

Rezept für Beinwellsalbe: 20 g geschälte zerkleinerte Wurzel, 25 ml Öl, 40 ml Grüntee und ein paar Tropfen ätherisches Öl. Das habe ich aber nicht parat.
Die Wurzel hat sehr viel Schleimstoff, fühlt sich geschält tatsächlich glitschig und schleimig an und riecht eigentlich nach nichts. Ich versuche sie schon mal schön klein zu schneiden und denke, nachher wird es noch feiner. Leider befindet sich hier aber kein elektrischer Pürierstab, nur ein Schneebesen mit wahlweise Knethaken, das bringt gar nichts. Also wird das Schrankfach mit den alten mechanischen Küchengeräten durchforstet.

Das rostige Raspelgerät links unten sieht aus wie Vorkriegsware, wird jetzt entsorgt. Handrührbesen - prima, falls mal Stromausfall.

Am besten passt die flotte Minna meiner Grossmutter, trotzdem ist weitere Zerkleinerung wegen Schleimwurzel nicht einfach. Nächstes Mal nehm ich einfach das Raspelbrett.
Tatsächlich ist eine Art Salbe draus geworden, gut riechen tut sie wegen Grüntee auch. Ich tu gleich etwas davon auf die Schnittwunde am Finger, mal sehen, ob Heilung dann schneller. Wie lange die Salbe wirklich hält, wird sich noch zeigen.

Montag, 4. November 2013

Tal von Tabua und Pomar da Rocha

An der Levada Nova entlang geht es bei ca. 25 Grad auf der meist schattigen breiten Mauer entlang. Manchmal ohne Geländer mit tiefem Abgrund, dann konzentriert man sich eben auf die nächsten Schritte und vermeidet den Blick nach unten, das schaffe ich.

Feigenkaktus (Opuntia Ficus-India) auf Felsen.

Hier sieht einer mit seinen Früchtchen aus wie eine dreiäugige Kamera.

Das könnte ein wegerichblättriger Natternkopf (Echium plantagineum) sein.

Dicht beim Dorf Ribeiro da Tabua erkenne ich die Frucht wieder, die ich gestern in Prazeres geschenkt kriegte. Es handelt sich offenbar um ein kürbisartiges Gewächs. Genaueres konnte ich noch nicht bestimmen.

Kulissenhafter Blick.

Von Rankgewächs umklammerte Strelizienblüte. Wer wird stärker sein?

Kürbisernte auf Hausdach. Sieht man zur Zeit öfter.

Am Rand eines Gärtchens ein Anonabaum (Annona Cherimola).

Mit dem Auto geht es danach weiter steil die Berge hoch. In Pomar da Rocha ist Schluss, die Strasse zu Ende. Doch es gibt noch ein Treppchen bergauf, das wir erklimmen.

Aussicht vom mit Geländer gesichertem Treppchen. Weiter geht es, Strommasten am Rand, ganz oben der letzte ist dann umgestürzt.

Hier lebte früher jemand.

Hinter der zusammengebrochenen Aussenmauer Maria mit Stoffblumen-Arrangement vor Kinderrad. Was mag passiert sein? Wir vermuten eine Tragödie.

Kleine Maria ganz vorn vor Trümmern vor Berglandschaft. Uns beiden ist etwas schwindlig,vielleicht ist die Luft hier schon dünner?

Abends Essen im Lieblingsrestaurante A Poita in Madalena do Mar.
Adieu Madeira, sehr ungern verlassen wir dich!

Sonntag, 3. November 2013

Prazeres, Paul do Mar und wieder Levada

Sonntags ist Landmarkt in Prazeres, im Februar hatten wir ihn schon mal besucht. Auch heute überraschen uns wieder die geringen Preise. Hauptsächlich Einheimische decken hier ihren Bedarf an Obst und Gemüse, an Touristen ist ausser uns nur noch ein britisches(?) Ehepaar zu sehen. Die Verkäufer sind gern bereit, ihre exotischen Früchte zu erklären. Eine feste grünliche bauchige und leicht stachlige Frucht soll Gewürz für Suppe sein, wenn ich das richtig verstanden habe. Als ich sie kaufen will, gibt die Verkäuferin sie mir mit wegwerfender Handbewegung umsonst. Vier Baumtomaten - ledrige Haut mit süss-saurem Fruchtfleisch, das ausgelöffelt wird - für 50 Cent. Dann noch ein paar gelbrötliche runde weiche Früchte mit aprikosenähnlicher Haut. Unter ganzem Einsatz ihres Körpers versucht die Verkäuferin sie zu erklären: erst sackt sie kraftlos zusammen, dabei ist aus ihrem Portugiesisch "Anaemia" herauszuhören, danach richtet sie sich auf wie ein starker Mann, der seine Muskeln spielen lässt und sagt so etwas wie "medicinal". Hilft wohl geschwächtem Körper bei Blutarmut?

Angebote von eigenem Feld.

Kürbisse und Süsskartoffeln.

Dann nach Paul do Mar. Gerade beschallt der Gottesdienst über Lautsprecher den ganzen Ort. Nach der Melodie von "Oh my Darling Clementine" ertönt kirchlicher Gesang.

Gasse bei der Kirche.

Ein stattliches Haus, das mir besonders gefällt, alle Läden sind zu, niemand da. Auch in diesem Ort stehen viele Gebäude zum Verkauf.

Weisse Katze vor schäumender Gischt. Übrigens wieder sehr warm hier unten, ca. 26 Grad.

An der Strandpromenade grosses Aufgebot von Schaulustigen. Einige junge Leute üben sich in der heftigen Brandung im Wellensurfen. Auch wir bleiben staunend eine Zeitlang stehen.

M. hatte geplant, einen Zickzackpfad nach Faja da Ovelha an der Steilküste hoch zu wandern. Der ist schattenlos mit karger Vegetation wie eine schmale Naht am Hang erkennbar. Aufgrund der grossen Wärme kann ich ihn zum Glück davon abbringen. Stattdessen schrauben wir uns im Auto hoch Richtung Ponta do Pargo, finden irgendwo davor einen schattigen Parkplatz mit Maronenbaum und dahinter eine Levada. Hier ist es angenehm kühl bei 18 Grad, auf geht es, die Levada lang.

Gleich zu Anfang eine Ruine.

Mit schöner Sitzbank am Zaun zur Strasse hin.

Fliesen- und Glasreste der früheren Besitzer.

Karwinskis Berufkraut (Erigeron Karvinskianus). Deutscher Gattungsname wegen Verwandtschaft mit mitteleuropäischem echtem Berufkraut, von dem man in Mittelalter glaubte, es schütze gegen "Berufen", also heimliches Verwünschen.

Der weitere Weg geht an Feldern, Gärten und ländlichen Häusern vorbei. In einem Betonschuppen grunzt ein Schwein, die Schnauze ist durchs Fensterloch zu sehen.

Nutzvieh hinter eingezogenem Farn vor verbrannten Nadel- und Eukalytusbäumen.

Kapuzina

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