Verlorene Orte

Dienstag, 9. August 2011

Russische Garnisonsstadt bei Vogelsang

Der verlassene zerbröckelnde Ort wirkt ungeheuer anziehend. Wegen des Abenteuercharakters auf dem verbotenen Militärgelände, der Ausstrahlung alter Zeiten, die man noch zu spüren scheint und die viele Fragen nach dem Leben der vergangenen kasernierten Welt aufwerfen, in erster Linie aber wegen der massenhaft vorhandenen bizarren Motive von Verfall und Preisgabe.
Zum dritten Mal in diesem Sommer gestern dort. Noch immer nicht alles durchforstet, am wenigsten die Militäranlagen, immerhin inzwischen grosse Teile der Stadt. Etwas Zeit bleibt noch zum Entdecken, die Abrissbagger machen langsam alles platt.
Das Finden der Stadt wurde hier Anfang Juli schon beschrieben. Die Fotos der letzten beiden Besuche sind zusammengefasst, zuerst der von gestern: am stillgelegt wirkenden Bahnhof von Vogelsang geparkt, Regen, also längere Zeit im Auto voll Entdeckerdrang und möhrchenknabbernd abgewartet.

Über die Gleise am gesperrten Bahnübergang auf die lange schnurgerade Strasse durch den sumpfigen Wald zur Stadt.

Komplett extra ummauertes Gelände, auf dem neben grossem Haus mit Pavillon und einer Reihe Schuppen sogar ein kleines Schwimmbad mit Sauna zu finden ist. Links unten im Bild ein Hydrant(?), eine Gasmaske ist es trotz der Ähnlichkeit jedenfalls nicht.

Zwischen den Wohnblocks. Um wieviel Grad müssen die Räder gedreht werden, damit sich eine weitere Welt öffnet?

Offiziell wirkendes Gebäude mit zwei Treppenaufgängen, die auf Zwischenraum mit holzgetäfelter Decke treffen.

Zweiräumiges sehr verfallenes Häuschen am Hauptweg.

Mehr davon.

Der Häuschenrest von der anderen Seite, rechts zwei grosse metallene Tanks(?).

Technische Anlagen in der Mitte eines langgestreckten niedrigen Gebäudes.

Um die Ecke der Eingang zu einer Halle mit vielen kleineren durchweg gekachelten Räumen dahinter, offenbar ein Schwimmbad, die Bassins fehlten allerdings.

Detail in der Halle.

Skelett eines Denkmals, leider schon abgebaut, vor bereits wieder dramatisch verdunkeltem Himmel.

Weiteres ummauertes Gebiet mit Wachturm.

Sieben Stunden unentwegt auf den Beinen, oft durch Gestrüpp und Brennesseln, dann Treppen hoch und runter, hin und her, den Finger immer am Auslöser der Kamera, kurz hingesetzt wegen Nahrungsaufnahme, aber gleich wieder rastlos getrieben hoch und weiter, überall wartet was, erst nachher im Auto gespürt, wie k.o. ich war.

Zweiter Besuch 4 Wochen vorher, an der Försterei vorbei zum Militärgelände, allerdings waren die Abrissbagger ganz in der Nähe am Werk, so dass wir dort fast nichts erforschen konnten.

Ein Bunker. Unheimlich war es auf diesem Gelände mit den nur halb aus dem Boden ragenden Gebäuden. Hier irgendwo ist auch die Abschussrampe der nuklearen Mittelstreckenraketen zu finden.

Garnisonsgebäude auf dem militärischen Teil.

Teil der zahlreichen Sanitäranlagen für die Soldaten.

Kantinenhalle für die Soldaten, links hinten Durchreiche zur Küche. Auch hier beklemmendes Gefühl, als ob Drill und Angst vergangener Zeiten noch an den Wänden klebten.

Küche: Herde mit Dunstabzug.

Garnisonsgebäude, Fensterdetail.

Fort aus dem militärischen Sperrgebiet, einen langen Weg geradeaus bis zu einem Sportgelände(?). Auf der Tafel vermutlich Verhaltensregeln.

Daneben ein grosser zweistöckiger Bau aus den 1960ern. Auf der halben Treppe die Innereien eines alten Flügels.

Überraschung im 2. Stock - grosser Klubraum mit sozialistischer Wandmalerei.

Von hier Ausblick über Treibhäuser.

Und ein paar Häuser weiter die verfallenen Überreste einer Wäscherei, im Nebenraum Mangeln.

Noch längst haben wir nicht alles gefunden.

Donnerstag, 7. Juli 2011

Lost Places

Trotz der Hitze feste Schuhe und lange Hose, Taschenlampe, Messer und Proviant im Rucksack, so gerüstet treten wir die Wanderung durch den Wald bei Vogelsang an. Eine verlassene russische Militärstadt soll hier irgendwo sein mit früher bis zu 20.000 Militärangehörigen, die 1993 sämtlich abzogen. Wir haben erfahren, dass Teile dieser Stadt bereits abgerissen wurden, aber vieles noch steht. Aber wo? Die Infotafel in Vogelsang gibt keine Auskunft, ein Anruf bei der darauf angegebenen Nummer nur insoweit, dass "das nicht so einfach ist, der Bürgermeister müsste mit dem Schlüssel kommen." So so, vielleicht aber auch verständlich, dass nicht jeder dort hin soll. Mit Hilfe der Smartphoneortung machen wir uns auf den Weg.

Durch Nadelwälder und Feuchtauen geht die Wanderung.

Teils sumpfiges Dickicht mit Fingerhut und natürlich Mücken.

Nach ca. 6 km endlich ein begehbarer Weg, hinter Stacheldraht schimmern verfallene Gebäude durch die Bäume und ein Loch im Zaun ist schnell gefunden.

Kyrillische Zeichen in der Baumrinde, wir sind auf dem richtigen Weg.

Verfallene Lagerhalle.

Ein heute mit Grundwasser gefülltes Bassin - war vielleicht für Reparatur der Panzer gedacht?

Eine ganze Reihe dieser Hallen, Werkstätten, Kasernen laufen wir ab, in einer liegt eine russische Quittung von 1977. Dann noch Reste von Bahngleisen, die zu einer Rampe führen - aber wo ist die Stadt?

Freigelegte alte Rohrtrassen kreuzen den Weg. Anhand grosser Laubbäume, die in regelmässigen Abständen wachsen, versuchen wir eine frühere Strasse zu erahnen

Russischer Müll - nicht wenig davon liegt zwischen den Bäumen.

Aus der Kasernenwildnis hinaus und direkt auf drei Forstarbeiter zu. Die gucken erst bedenklich, der seltene Seeadler brütet nämlich in der Gegend und den soll man nicht stören. Dann zeigen sie uns aber nett den Weg zur Stadt im Wald, das sind nochmal ca. 3 km. Und tatsächlich - wir finden sie, da schimmert sie, wieder von Stacheldraht umgeben. Wir treten durchs offene Tor, mit Schutt beladene Lastwagen brausen in Höchstgeschwindigkeit vorbei, schnell verziehen wir uns auf einen Seitenweg.

Hier ist noch nichts abgerissen - alte Mülltonnen vor grossem Gebäude.

Weiter auf Wegen mit umgestürzten Baumriesen.

"Café" steht in kyrillischen Lettern über der Tür.

Offiziell aussehend.

Fast einladend ist die Tür geöffnet, natürlich treten wir ein.

Eine lichtdurchflutete Halle, es scheint ein ehemaliges Schulgebäude zu sein.

Sozialistische Wandmalerei.

Gleich neben der Schule dieses Astronauten?-Denkmal.

Von aussen eher unscheinbar...

... entpuppt sich dieses Haus als Sporthalle. Ein Paar genagelte Schuhe mit kyrillischer Schrift, ein Banner mit der Aufschrift "Leningrad" und ein leeres Protokollblatt finden wir auch noch.

Ofenöffnung in der Sporthalle.

An der Hauptstrasse die Wohnhäuser.

Es gäbe noch viel mehr zu sehen, Krankenhaus, Bunker, vor allem die Abschussrampen für nukleare Mittelstreckenraketen, die kurzzeitig hier stationiert waren, aber leider haben wir zu viel Zeit mit der Suche nach der Stadt verbracht und uns verlassen aufgrund fehlender Getränke jetzt die Kräfte. Wir müssen unbedingt nochmal wiederkommen.

Kapuzina

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