Dienstag, 26. Dezember 2006

Kirche, Krippe & Dessert

Dieses Weihnachten bei den Eltern war anders. Sie sind beide krank, aber wollten doch, dass wir alle kommen. So nahm das sonst stillgewordene Haus neun Gäste auf, die natürlich sehr willig waren, zu helfen, wo es nur ging. Der Baum wurde von uns aufgestellt und geschmückt, statt gebratenem Geflügel gab es Bofrost, das war schon ganz okay. Es war eben kein selbstgemachter Griebenschmalz da, den mein Vater sonst so gern angeboten hatte.
Aber - wir durften uns nicht streiten, und als es einmal doch passierte, erschraken wir uns, wie sehr es meinen Vater mitnahm. Und so geschah es, dass ich mich meiner durchgedrehten Schwester gegenüber zum Gleichmut zwang.
Meine Mutter saß oft lange in der Küche wie auf diesem Bild, das ich - gerade von draußen gekommen - mit beschlagenener Linse machte:

Es gab sogar eine Gelegenheit, mit Manfred und ihr ganz ruhig und ernsthaft über verschiedene Jesus-Vorstellungen zu reden, während meine andere Schwester nebenan Weihnachtslieder ins Klavier drosch.

Heiligabend in der Kirche saßen wir ganz nah bei der Krippe, der schönste Platz, finde ich. Während der Predigt betrachtete ich alle Details der Figuren und es entstand ohne Blitzlicht dieses Bild:

Gestern abend dann Weihnachtsmenü zu zehnt im neueröffneten Felsenkeller. Kunstvoll drapierte Fleisch- und Gemüsekleckse auf großem Teller. Ich hatte nur drei winzige Pilze dabei, auf Nachfrage bekam ich dann ein Schälchen extra.


Das Dessert.

Es schmeckte zwar alles sehr gut, war aber für dörfliche Verhältnisse zu wenig und reichlich teuer. Und einen "Absacker" vom Haus, wie die Niedersachsen ihn gewohnt sind, gab es auch nicht.

Freitag, 22. Dezember 2006

Oberbaumbrücke

Fotos machen im Standesamt ist eine angenehme Aufgabe - und es war ein besonders nettes Brautpaar.
Die Aussenaufnahmen fanden vor dieser Kulisse statt:

Draußen Frühstück im Dezember...

... ist so ähnlich wie im Winter in einen See zu tauchen, dachte ich. Nur für Hartgesottene. Aber in Prenzlauer Berg sehen die Leute nicht sehr hartgesotten aus und Winter ist auch nicht an diesem 3. Advent. Und weil so viele gleichzeitig gepflegt ihrer Lebensart frönen wollen, ist das Lokal überfüllt und tatsächlich sitzen einige draußen zwischen den Heizstäben.

Wir erwischen drinnen einen freiwerdenden Tisch, wählen diverse kleine Köstlichkeiten vom brechend vollen Bufett und diskutieren über die Armut in der Welt.

Montag, 4. Dezember 2006

Kuchen mit Theater

Flensburg: es regnet. In "Omas gute Stube" wagt sich nur der Schlagfertige. "Kaffee kriegt ihr hier, solange ihr wollt, aber ab der dritten Kanne wird er immer dünner", begrüsst uns Oma persönlich. "Bei meiner Oma wurde eine Bohne am Boden festgenietet und immer wieder draufgegossen", kontert Markus. Und so geht es weiter, Oma kommt mit Kuchen: "Da oben ist ne Kamera, und wenn du deine Rumrosinen isst, wird dir warm und dann machst du dich ein bisschen frei, das wird dann gefilmt und kommt heute abend im Regionalprogramm." Raum voll Gelächter, Hilfe, ich habe mich in eine Heimatkomödie verirrt.
Als wir das Lokal verlassen, sind wir zittrig vom vielen Kaffee.


Detail aus der guten Stube.

Glücksburg: es regnet. Das Hotelzimmer hat einen Balkon und Blick aufs Meer.


Es scheint, als ob das Fahrzeug am Bildrand mit großem Getöse den Sand einebnet.

Hamburg: es regnet. Eine Stunde Aufenthalt. Am Südausgang darf ich endlich rauchen. Beschallung mit klassischer Musik. Ein alter Mann mit schäbigem Einkaufsroller greift eine leere Flasche vom Mauervorsprung und rollt weiter. Wichtige Bahnhofswachen mit geschwellter Brust, Pissoirs, alles so sauber.
Den Nordeingang kenne ich gut. Ich stehe abseits vom Strom und rufe mir die Strassen ins Gedächtnis: links geht's zur Steinstrasse, geradeaus die Mönckebergstrasse, wie oft bin ich hier früher langgelaufen.


Auf der Brücke zwischen den Gleisen.


Da hat einer geraucht, das darf der hier doch gar nicht mehr.

Sonntag, 19. November 2006

Odernebelmorgen

Heute morgen umhüllt von milden Oder-Nebeln. Beim Haareföhnen Kaffeeduft in Nase und Blick auf milchigen Garten. Froh, frei und energiegeladen trifft meine Stimmung nicht ganz, es war... es war... ein ganz kurzer glücklicher aufgehobener Moment.

Später in Rekordzeit den Komposthaufen umgeschichtet. Besteht leider aus sehr viel Grasschnitt, der alles undurchlässig macht und nicht verrotten lässt. Die alte Frau früher goß manchmal Wasser oder Pisse drüber, aber wir denken daran nicht. Durch den Winter wird sich das gelüftete Zeugs aber wohl zersetzen.

Letzte Rose.

Samstag, 18. November 2006

Sieben Falten im Nacken...

... hat das Kindchen, wenn es bäuchlings den Kopf hebt. Das macht es schon sehr schön, sagt die Mutter.

Die vierte Maus in der Falle, neue Köttel im Brotfach.
Weil es so früh dunkel wird, fange ich an, im Haus zu putzen, der Fliegendreck des Sommers an den Hängelampen wird abgerubbelt.


In der Waschküche, schönes Licht an diesem milden Herbsttag.

Dienstag, 14. November 2006

Slubice

Slubietsche ist schon mal ganz falsch ausgesprochen. Für deutsche Zungen passt am besten Swubize mit Betonung auf "u" und stimmlosem "w".
So schade, dass sich Sprachen nicht vererben lassen. Wo doch viele Generationen meiner Vorfahren zweisprachig östlich der Oder lebten, könnte mir ein bisschen mehr Begabung für Polnisch in den Genen liegen. Oder in den Gehirnwindungen. Vielleicht schaffen es die Forscher mal, den Gehirnteil, in dem die erlernte Sprache liegt, zu verpflanzen. Dann hätte man - durch zum Beispiel ein ausländisches Unfallopfer, das wegen Organspendeausweis sowieso ausgeweidet wird - plötzlich zwei Sprachen zur Verfügung nach der Gehirn-OP. Aber wie würde man dann denken und vor allem was? - Stoff für Krimis und Psychothriller.


Aus dem Zimmer im Hotel Kaliski


Nach kurzem Fussweg um die Ecke ist man an der Stadtbrücke zwischen den Ländern.

Freitag, 10. November 2006

Topinambur lecker

Abgefrorenes Topinamburgestrüpp entfernt. Dann war ich neugierig, wie die Knollen sich entwickelt hatten und grub welche aus.


Zarte weiße Knöllchen in Hülle und Fülle.

Topinambur-Röstis
Knollen mit Schale weichkochen, zerstampfen, Mehl, Eier, glasierte Zwiebeln, Salz und Pfeffer dazu. Mengen nach Gefühl, es soll ein dicker Teig werden. Wie Eierkuchen backen. Köstlich!

Donnerstag, 9. November 2006

Mäuse im Knäckebrot

Gerade hungrig angekommen mach ich das Brotfach auf und sehe:

Ich starre rein. Zwei Mäuschen huschen hinterm Knäckebrot rum.
Brotfach zugeklappt, drin Geraschel. Sieben Mausefallen aufgestellt.

Ich hab eigentlich nichts gegen sie. Ich verbinde sogar verklärte Erinnerungen an vergangene Mäusezeiten: in der Hamburger WG damals aßen wir mit ihnen gemeinsam in der Küche. Auf dem alten gusseisernen Herd zwitscherten sie zwischen eigens hingelegten trockenen Brötchen und fühlten sich sichtlich wohl. Einmal saß ich stundenlang geduldig mit der Super-8-Kamera und einem Käsekrümel auf dem Schuh wartend da, immerhin ein Filmmeter freilaufende Hausmaus im dreckigen Abwasch kam dabei raus.
Das ist lange her und inzwischen hab ich was gegen angenagtes Essen und Köttel überall.


Gerümpel im Geräteschuppen.


Ist noch frisch, der Mangold.

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