Donnerstag, 4. August 2011

Molch und Mord

Leer sieht es aus an der Ecke, wo das Häuschen abgerissen wurde, und dahinter sticht der Plastikbehälter für Kompost besonders unangenehm ins Auge, der soll weg. Auf der Suche nach Material für neue Kisten in der Scheune schnell fündig geworden - endlich kann man mal was gebrauchen von dem ganzen Zeug, das hier so rumliegt. Zwei schöne grosse Kompostkisten aus Latten, Brettern und einem stabilen alten Bettrost sind bereits von Jürgen gebaut geworden. Zusammen 3 Meter lang, passen genau zwischen die Türen von Waschküche und früheren Kuhstall. Allerdings steht da schon was, der Alant nämlich seit einigen Jahren, dementsprechend ausgebreitet hat er sich, blüht auch gerade schön, schade drum, aber es gibt ja genug andere Stellen hier, wo er sich ausbreiten kann, eine Wurzelteilung hat er auch mal nötig, wenn auch nicht gerade in der Blüte. Er muss raus.

Wie nach einer Schlacht liegt die Wiese voll dahingeraffter Alantwurzel-Leiber. Doch hoffnungsvolle Knospen im alten Wurzelstock versprechen Wiederaufleben. Schon morgen werden sie an neuen Orten in die feuchte Erde versenkt.

Und beim Graswurzelentfernen an der Scheunenwand stosse ich auf ein kleines Geschöpf, das sich nach anfänglicher Schockstarre tastend zwischen die Mauersteine schiebt, weshalb ich auch nicht so gute Fotos davon machen kann. Es wirkt irgendwie blind, molchartig. Eine junge Eidechse vielleicht?

Samstag, 23. Juli 2011

Aufräumen

Zwei Tage haben die heftigen Regenfälle mit schlimmem Westwind gedauert. Erste Besichtigung des Gartens, Aufräumen ist angesagt. Die höchste Sonnenblume völlig entwurzelt, das Bohnengerüst umgefallen, Tomaten und Gurken mit Rostfleckenblättern.

Vom Regen ganz erstarrter Hüpfer.

Es fliegt schon wieder.

Neulich am Deich

Ein paar Tage vor dem grossen Regen mit dem Rad am Kanal lang nach Osinow Dolny zum Markt.

Schwere Wolken über der Landschaft.

Viele Radwanderer sind unterwegs, Familien, alte Paare, Extremsportler. In der Ferne eine lange blitzende Schlange, ein Moped kommt angerollt, auf dem Rücken des Fahrers steht "Vorsicht Radfahrer!" Ich halte vorsichtshalber am Strassenrand, eine Hundertschaft bestens gerüsteter Senioren radelt gut gelaunt vorbei, einige winken. Den Schluss des Konvois bildet ein Krankenwagen der Samariter. Ich staune über das Grossprojekt.

Bei Hohensaaten erobert sich die Natur dieses Haus immer mehr zurück. Renaturierung ganz von allein.

Radwegekreuzung hinter Hohensaaten.

Dösige Schafe am Deich.

Interessante Saat(?)kugel.

Schlangenzünglein.

Mittwoch, 20. Juli 2011

Möhre rotorange

Sieht gut aus und schmeckt auch gut.

Steine klopfen

Der Weg zum Garten führt an der Scheune vorbei. Und an einem Plumpsklohäuschen, das irgendein Vorbesitzer gebaut hatte. Das Plumpsklo selbst wurde nie fertiggestellt, der Schlüssel war lange verloren und das Häuschen stand immer schon funktionslos im Weg herum. Bis heute, da schlug sein letztes Stündlein - in drei Stunden wurde es von einem freundlichen Helfer niedergemetzelt samt Asbestdach, Holztür und niedlichem Fensterchen.

Letzte Plumpskloerinnerung.

Dann endloses Steineklopfen, denn die kann man bestimmt noch gebrauchen. Arbeit von Strafgefangenen und Trümmerfrauen. Naja, ich hab es geschafft. Nur der Schutt liegt jetzt noch rum und ich bin echt erledigt.

Letzte Trümmer und neue Perspektive.

Sonntag, 17. Juli 2011

Krokodilswetter

Wie im Tropenhaus vom Botanischen Garten, bedeckt und drückend. Dem Garten tut das gut, mir weniger, mühsam schleiche ich mich dahin, steh träge unterm Spillingebaum und seh die Früchte plumpsen, mmh, frisch und süss so direkt vom Baum. Die Ernte ist erfreulich, Stachelbeeren, Zucchinis, marmorierte Möhren (aussen rot, innen orange, sehr dekorativ, morgen ein Bild davon), erste Peperonis, Tomaten...

Insekt in Blüte von Stangenbohne Blauhilde.

Unreife Samenkapsel von Jungfer im Grünen.

Auch die Johannisbeeren unterm Nussbaum röten sich endlich.

Und die 16 Tomatenpflanzen sehen vielversprechend aus.

Eidechsen und hell- und dunkelgrüne Frösche huschen öfters vor meinem Schritt davon, in der Dämmerung schleicht der Igel vorbei, zur Zeit, wo aus der Scheune die Fledermäuse schwirren. Und gerade eben setzt ein kräftiger Regen ein.
"Jeder stirbt für sich allein" ist ausgelesen, das Fallbeil für Quangel gefallen und so, wie er es sich vorgestellt hat, stirbt er auch: der Kopf in den Sägespänen sieht noch den Blutfluss aus dem Körper sprudeln.

Donnerstag, 7. Juli 2011

Lost Places

Trotz der Hitze feste Schuhe und lange Hose, Taschenlampe, Messer und Proviant im Rucksack, so gerüstet treten wir die Wanderung durch den Wald bei Vogelsang an. Eine verlassene russische Militärstadt soll hier irgendwo sein mit früher bis zu 20.000 Militärangehörigen, die 1993 sämtlich abzogen. Wir haben erfahren, dass Teile dieser Stadt bereits abgerissen wurden, aber vieles noch steht. Aber wo? Die Infotafel in Vogelsang gibt keine Auskunft, ein Anruf bei der darauf angegebenen Nummer nur insoweit, dass "das nicht so einfach ist, der Bürgermeister müsste mit dem Schlüssel kommen." So so, vielleicht aber auch verständlich, dass nicht jeder dort hin soll. Mit Hilfe der Smartphoneortung machen wir uns auf den Weg.

Durch Nadelwälder und Feuchtauen geht die Wanderung.

Teils sumpfiges Dickicht mit Fingerhut und natürlich Mücken.

Nach ca. 6 km endlich ein begehbarer Weg, hinter Stacheldraht schimmern verfallene Gebäude durch die Bäume und ein Loch im Zaun ist schnell gefunden.

Kyrillische Zeichen in der Baumrinde, wir sind auf dem richtigen Weg.

Verfallene Lagerhalle.

Ein heute mit Grundwasser gefülltes Bassin - war vielleicht für Reparatur der Panzer gedacht?

Eine ganze Reihe dieser Hallen, Werkstätten, Kasernen laufen wir ab, in einer liegt eine russische Quittung von 1977. Dann noch Reste von Bahngleisen, die zu einer Rampe führen - aber wo ist die Stadt?

Freigelegte alte Rohrtrassen kreuzen den Weg. Anhand grosser Laubbäume, die in regelmässigen Abständen wachsen, versuchen wir eine frühere Strasse zu erahnen

Russischer Müll - nicht wenig davon liegt zwischen den Bäumen.

Aus der Kasernenwildnis hinaus und direkt auf drei Forstarbeiter zu. Die gucken erst bedenklich, der seltene Seeadler brütet nämlich in der Gegend und den soll man nicht stören. Dann zeigen sie uns aber nett den Weg zur Stadt im Wald, das sind nochmal ca. 3 km. Und tatsächlich - wir finden sie, da schimmert sie, wieder von Stacheldraht umgeben. Wir treten durchs offene Tor, mit Schutt beladene Lastwagen brausen in Höchstgeschwindigkeit vorbei, schnell verziehen wir uns auf einen Seitenweg.

Hier ist noch nichts abgerissen - alte Mülltonnen vor grossem Gebäude.

Weiter auf Wegen mit umgestürzten Baumriesen.

"Café" steht in kyrillischen Lettern über der Tür.

Offiziell aussehend.

Fast einladend ist die Tür geöffnet, natürlich treten wir ein.

Eine lichtdurchflutete Halle, es scheint ein ehemaliges Schulgebäude zu sein.

Sozialistische Wandmalerei.

Gleich neben der Schule dieses Astronauten?-Denkmal.

Von aussen eher unscheinbar...

... entpuppt sich dieses Haus als Sporthalle. Ein Paar genagelte Schuhe mit kyrillischer Schrift, ein Banner mit der Aufschrift "Leningrad" und ein leeres Protokollblatt finden wir auch noch.

Ofenöffnung in der Sporthalle.

An der Hauptstrasse die Wohnhäuser.

Es gäbe noch viel mehr zu sehen, Krankenhaus, Bunker, vor allem die Abschussrampen für nukleare Mittelstreckenraketen, die kurzzeitig hier stationiert waren, aber leider haben wir zu viel Zeit mit der Suche nach der Stadt verbracht und uns verlassen aufgrund fehlender Getränke jetzt die Kräfte. Wir müssen unbedingt nochmal wiederkommen.

Montag, 4. Juli 2011

Blauer Falter

Zum ersten Mal in meinem Garten gesichtet, noch vor der grossen Regenzeit.

Görlitz im Regen

Obwohl die lebendige Architekturgeschichte dieser Stadt selbst bei stürmischem Dauerregen durch betropfte Brillengläser zu erahnen ist, macht man lieber keine Rundgänge, sondern fährt gemütlich im warmen Auto rum. Zum Beispiel nach Zittau, wo leider dasselbe Wetter herrschte und es am Restaurant am Marktplatz mit Blick aufs mittelalterliche Salzhaus einen aussen heissen, innen noch gefrorenen Quarkkuchen gab.

Verregnete Stimmung.

Anfangs bei einer Stadtführung spielte das Wetter aber noch mit, man erfuhr interessante Details aus Geschichte und aktueller Zeit. Bei Restaurierungsarbeiten wurden hinter barocken Wandverkleidungen bemalte Holzdecken aus der Renaissance gefunden, die legte man dann auf Kosten des Barocken frei. Reichere Bürger bauten sich im Mittelalter Privatkapellen, durch die sie sich dem Einfluss der Kirche entziehen konnten und von denen noch heute zahlreiche existieren. Der Adel wurde in dieser Gegend ausgemerzt, die Burgen geschleift... vielleicht komme ich mal dazu, mehr darüber zu lesen.

Donnerstag, 30. Juni 2011

Am See

"Weisst du, wohin wir fahren - Schwimmen im Parsteinsee", jubelt Nachbars Töchterchen an diesem heissen Tag. "Ah, und weisst du, wo wir hinfahren - Schwimmen im Parsteinsee", sage ich. Sie fährt nach Herzsprung, wir zu den kleinen Buchten bei Bölkendorf. Aus einer hören wir Stimmen und Gelächter, die daneben ist menschenleer - bis auf vielfaches bedrohliches Summen, ja, hier sind Mücken.

Das Wasser ist warm und klar, bunte Fische in Ufernähe.

Mit Stativ und Makrolinse bis zu den Oberschenkeln im Wasser, bloss nicht ausrutschen.

Warum ist diese Libelle tot?

Eine kleine Raupe.

Zucchinis jung und zart...

... wandern zur Zeit vom Garten direkt in die Pfanne.

Mittwoch, 22. Juni 2011

Minzeblattkäfer

Quietsch rumpel, ich schiebe den Handmäher durch die engen Wege im Garten, jeder Rutsch dreimal. Hohe zähe Gräser kriegt er zwar nicht klein, aber ein bisschen aufgeräumter sieht es hinterher aus. Schweiss läuft bei der Hitze, Kribbeln am Fuss, iihh, lauter Ameisen, ich schleudere die Sandale ab, wedele Bein und Schuh durch die Luft, habe offenbar eine Ameisenstrasse gestört.
Den Riesenbenziner übrigens krieg ich gar nicht die Böschung runter. Letzte Woche wollte mir jemand daran irgendwas an der Mechanik zeigen, drehte das Teil erst auf eine Seite, dann auf die andere. Als ich am nächsten Tag mähte, qualmte das Gerät wie kurz vor einer Explosion. Nachbar Heiko war zum Glück zu Hause und wusste Rat, bei der Umdrehaktion war Öl in den Luftfilter gelaufen, viel Öl, es tropfte richtig. Mit Benzin säuberte er sorgfältig den verunreinigten Bereich mitsamt Filter, füllte Öl nach - dann war alles wieder schick und kein Qualm mehr. Ich bin ihm sehr dankbar.

Eine Menge Minzeblattkäfer nagen an der Pfefferminze, bisher aber noch keine Plage.

Ringelblumen an Glockenblume. Die schönste Gartenzeit, sagte ich das schon mal?

Kapuzina

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