Mittwoch, 21. November 2012

Fette Tauben in Warschau

Zum Liedermacherfestival in Polens Hauptstadt, drei Länder, drei Teile. Der weissrussische Sänger warnt davor, Frauen mit aufs Meer zu nehmen, weil man sich dann nicht auf die Gefahr konzentrieren kann, der deutsche Sänger schiebt sein altes Fahrrad und der Stil des polnischen Sängers erinnert ein bisschen an Reinhard Mey, aber seine Lieder behandeln politische Themen - bei einem fordert er das Publikum auf, an manchen Stellen "Schande" oder "Verrat" rufen, was es emphatisch und mit geballter Faust tut. Auf der Bühne eingeblendet sind die Originaltexte und Übersetzungen ins Polnische, die uns Leszek ins Deutsche übersetzt. Nachher wird noch lecker aufgetischt, eine Organisatorin erzählt, dass sie früher chaotisch punkmässig drauf gewesen wäre, aber in fünf Jahren Deutschland eine gewisse Ordnung gelernt hätte.
Ein ganz besonderer Abend mit sehr nett wirkenden Künstlern.

Zum ersten Mal in Polens Hauptstadt. Prächtig, Theaterpaläste, Banken-Ulica, Schlösser, die Universität. Jemand erklärt auf deutsch eine zentrale Riesensäule: irgendein Fürst, der vor langer Zeit die Metropole von Krakau nach Warschau verlegte.

Erster Eindruck im Dunkeln.

Am nächsten Tag Stadtbesichtigung. Hier Marie Curie-Museum.

Von einem Rynek zum nächsten. Die Tauben in der Innenstadt wirken gut gefüttert wie Masthähnchen.Bei dieser Häuserzeile fragt man sich, ob die hinten hoch angebauten Teile nicht von innen ziemlich dunkel sind.

Wir finden einen offenen Hausdurchgang und gelangen in einen Innenhof, wo eine steinerne Dame die Arbeit des Handwerkers überwacht.

Eine Dienerin des Herrn. Sehr viele Kirchen hier.

Die im Krieg katastrophal zerstörte Altstadt wurde nach alten Plänen wieder aufgebaut.

Aber auch neuere Stilelemente fanden Eingang in die Architektur.

Wanddetail im Erker eines Hauses auf Brusthöhe - weshalb es zu zusätzlichen Schnitzereien anregte.

Hinter dem grünglasigen Gebäude der Kulturpalast, ein 30stöckiges Monumentalwerk mit Marmorsälen, dessen Bau die Russen in den 1950er Jahren beschlossen.

An Wolkenkratzern hat Warschau fast so viele zu bieten wie Frankfurt/Main. Ich zeige mal nur einen davon.

Wir fragen uns, welche Häuser im Zentrum die Katastrophe überstanden haben, können es nicht einschätzen, so sorgfältig und möglichst original wurde der Stadtkern wieder aufgebaut.

Freitag, 2. November 2012

Gerüste

Wenn des Sommers verhüllende Fülle verweht, treten Gerüste stärker zutage. Hier Baumgerüst.

Oder hier Saatkapselgerüst.

Und Gebissknochengerüst. Wie merkwürdig hell noch die Zähne leuchten.

Welches Bild gehört nicht in diese Reihe? Richtig, die Gladiolenknolle.

Montag, 22. Oktober 2012

Angefacht

Knallige Farben...

... Rose mit Biss...

... und Teilentrümpelung der Scheune. Der Nachbar schenkt mir zwei Rübenpressen mit Holzwurm, weil er bei sich auch mal entrümpeln will, also ist unser freigewordene Platz gleich wieder zugestellt. Falls die Pressen zu morsch sind, können sie immer noch ins Osterfeuer, erstmal genauer angucken.

Was man alles so findet in der Scheune, rotte Schränke und ganze Federbetten aus alten Zeiten. Hier Feuerteufel voll im Element.

Fünf Stunden dauert die Verbrennungsaktion. Dazu Kürbissuppe, Gegrilltes und drei Sorten Glühwein. Sternklar, windstill, warm ist die Nacht. Schliesslich hohe heisse Glut, dichter ans Feuer. Wunderbar!

Freitag, 5. Oktober 2012

Leithammel

Schönstes Wetter am Einheitsfeiertag. Ausflug nach Siekierki, einem kleinen polnischen Dorf an der Oder. Etwas ausserhalb liegt der Bahnhof, inzwischen in Privatbesitz. Die Gleise der ehemaligen Wriezener Bahn sind bis auf eins abgerissen, hier fährt zur Zeit kein Zug. Sechs amputierte Gleisstücke auf der Strasse lassen jedoch regen Vorkriegsverkehr erahnen.
Als wir einen ehemaligen Bahndamm Richtung Oder entlangspazieren, glauben wir unseren Augen nicht zu trauen: eine mächtige Brücke über den Fluss wird in der Ferne sichtbar. Aber der Bahndamm, auf dem wir laufen, führt nach ca. 2 km links davon weg. Wir wollen jetzt unbedingt zur Brücke, also zurück zur Strasse und auf den kleinen Weg beim Denkmal für gefallene Soldaten. Gepflasterte Einbahnstrasse, ein verwuchertes Gleis daneben, ziemlich schnell ist die Brücke erreicht.

Prächtig und lang bis fast zum Horizont, aber etwas reparaturbedürftig, das ist der erste Eindruck. Menschenleere Landschaft.


Wir tasten uns zögernd über morsches Holz und rostig knirschende Seitenteile, trauen uns aber nur wenige Meter weit. Der Metallmaterialklau ist deutlich sichtbar.

Mit Fotozoom erkennt man eine Insel im Fluss, an die sich zwei weitere Brückenteile anschliessen, ein sehr langes Konstrukt also. Ich muss unbedingt mindestens bis zur Insel! Aber ein Blick durch die morschen Planken auf den tief darunter liegenden Fluss hält mich zurück, ich trau mich nicht, und die beiden M.s sind auch unsicher.
Ein Pärchen mit Oma und Kind im Schlepptau nähert sich. Die Jungen stoppen kurz, sondieren die Lage, betreten dann die Brücke, hüpfen von den Seitenteilen über die Schwellen, schon sind sie bis zur Mitte gelangt, während Oma mit Enkel am Rand wartet. Offenbar suchen sie etwas. Wie sich herausstellt, sind es Geocacher. Wir gucken ihnen staunend hinterher, wagen drei, vier weitere Schritte nach vorn. Wenn die sich trauen, dann ich ja wohl auch, denke ich. Aber ach, die Seitenteile knirschen zu stark, teilweise sind sie hochgebogen, da muss man auf die Schwellen überwechseln, darunter das Wasser. Frustriert kehre ich um.

Unten am Wasser ist es auch ganz schön. Reste einer zweiten Brücke, von den Deutschen 1945 gesprengt, wie ich später lese.

Am nächsten Tag kriegen wir Besuch und fahren noch mal zur Brücke. Was macht Andreas? Wie die Geocacher spaziert er forsch drauflos, seine Mutter flott hinterher, und wie im Sog schliessen wir uns an, hüpfen über Morsches und Rostiges, verdrängen ängstliche Gedanken. Es musste uns nur jemand zeigen: man kann rüber, es hält, nur immer weiter. Manchmal braucht man mutige Anführer. Oder Leithammel. Bin ich eben ein Schaf.

Brückenrest von oben.

Das einzige Haus auf der winzigen Insel, vielleicht eine alte Bahnstation.

Und hier ist die polnische Welt zu Ende. Der Materialklau auf deutscher Seite ist, wie man sieht, noch viel weiter fortgeschritten, links fehlen komplett die Seitenteile.

Rechts können sich Mutige über den Abgrund am Absperrgitter vorbei hangeln. Wir nicht. Inzwischen nieselt es.

Ganz hinten die Brücke. Wir machen uns auf den Rückweg.

Eine spannende Entdeckung. Vielleicht tut sich hier irgendwann wieder was. Mehr über Siekierki und die Europabrücke z.B. hier.

Dienstag, 18. September 2012

Kannibalentomaten im Prinzessinnengarten

Beim Moritzplatz wächst und gedeiht es schon das vierte Jahr. 60 Jahre lang befand sich hier eine kriegsbedingte Brachfläche. Bis engagierte Bürger den gemeinnützigen Verein "Nomadisch grün" gründeten und seitdem Jahr für Jahr aufs Neue das Gelände von der Stadt mieten können. Der Garten findet grossen Zuspruch der Bevölkerung, jeder kann mitmachen. Jetzt allerdings droht das Ende, denn die Stadt will verkaufen.
Mehr zum Prinzessinnengarten hier.

Eingang zum Prinzessinnengarten. Keine einzige selbst gezogene Pflanze wächst im Boden, alles wird in mobilen Behältnissen angebaut. So ist schnelles Umziehen vom unsicheren Standort möglich.

Kompostbereich vor urbaner Kulisse.

Bei schönstem Wetter ist heute eine Menge los. Eine Schulklasse Jugendlicher wiegt hier selbstausgebuddelte Kartoffeln ab, gefilmt von einem Fernsehteam des ZDF.

Unauffällig arbeiten "Stadtgärtner" zwischen den zahlreichen Besuchern.

Kannibalentomate, diese Frucht kannte ich noch nicht. Angebliches Beigemüse für bessere Bekömmlichkeit von Menschenfleisch auf den Fidschi-Inseln. Ich bekomme drei Früchtchen für Samengewinnung geschenkt. Die liegen jetzt aufgeschnitten im Wasser, wenn es schimmelt, ist die klebrige Samenhülle von Mikroorganismen aufgefressen, die Keimung funktioniert dann besser.

Wenn ich in der Nähe wohnte, würde ich glatt mithelfen.

Fisch am See

Nicht abgeerntete Sonnenblumenfelder in Lunow. Zur Zeit ist das Dorf weiträumig davon umgeben. Vergessene Ernte?

Hinterm Hölzchensee erinnert ein Überbleibsel an das schlimme Spätsommerunwetter. Zu Fuss kann man sich durchhangeln.

Man gelangt zu einem Gewässer mit Kanalverbindung. Ruhig ruht der See, in der Ferne springen Fische. Ich stehe auf einem am Ufer liegenden umgedrehten Boot, ziemlich viele Fliegen hier ...

... huch, deshalb. Ziemlich gross und noch relativ frisch.

Oderberger Eisenbahnbrücke

Heisser Frühherbsttag mit drohenden Gewittern. Dass bei Oderberg an der stillgelegten Bahnstrecke Holunderbeeren zu finden sein könnten, erweist sich zwar als Irrtum. Aber dort oben in der Verwilderung bis zur alten Brücke zu laufen hat seinen eigenen Reiz.

Früher war hier Bahnverkehr zwischen Bad Freienwalde und Angermünde.

Heute sind die Schienen bereits weitflächig abgebaut.

Mehr Biberbiss

Beim kleinen Örtchen Grenz in der Uckermark scheint die Natur menschenferner als im etwas südlicher gelegenen Nationalpark. Die meisten Einheimischen starben aus, ihre Kinder zogen weg, Grossstädter kauften die Häuser im Ortskern auf. Deren Ziel ist nun weniger Ackerbau und Viehzucht, sondern eher naturnahe Kinderaufzucht und Erholung vom Stadtstress. Wenn auch einige von ihnen gern ganz aufs Land ziehen würden - hier draussen einen Lebensunterhalt zu finden ist fast nicht möglich, die Angst vor der Einsamkeit gross. Die Felder in der Umgebung liegen brach.

Der beim Dorf gelegene Badesee verzweigt in sumpfige Nebenarme.

Paradies für Biber. Frisch gefällt.

Dienstag, 4. September 2012

Nachlese

Wo ich mit meinem Blog gerade wieder so gut im Schwung bin dank funktionierendem Netz in Berlin - auf dem Land kriege ich keine Hotspot-Verbindung mit Bluetooth hin und durchs Steinzeitnetz sickern die Daten immer spärlicher, unbeschreiblich frustrierend - na jedenfalls habe ich die Fotos der letzten Wochen jetzt nochmal durchgeforstet.

Heuschreck in abgebrochenem Salat.

Kleine weisse Spinne mit Beute in Echinacea.

Spätsommerliches Idyll bei Bielinek

Feiner weisser Sandstrand am Rand der Flussaue nördlich von Bielinek.

Im ehemaligen Landschaftspark trägt nah am Ufer sogar ein Birnbaum Früchte.

Hinten das Kieswerk.

Burg der Biber

An der Oder errichten weiträumig Biber ihre "Bauwerke". Ihre Population ist stark angewachsen, seit sie unter Schutz stehen, zum Leidwesen mancher Einheimischer.

Bizarre Konstruktionen.

Fabrikruine

Nördlich von Moryn liegt Godków-Osiedle, früher Jädickendorf. Wegen Umleitung gerieten wir nur zufällig dorthin, und dann - oh, ein verlorener Ort direkt an den Bahngleisen. Über einen alten rumpelig asphaltierten Weg fanden wir Zugang zum Gelände.

An der Strasse bricht die Stromleitung ab.

Gerippe eines ehemaligen Lager(?)gebäudes.

Komplett verfallen ein ehemals prächtiges grosses Haus.

Tiefer Blick in den Kanalisationsuntergrund.

Flachgebäude im Boden, vielleicht Kellerräume eines verschwundenen Hauses?

Sintflut

Die Gegend um Joachimsthal wurde Mitte August von einem orkanartigen Unwetter heimgesucht. Schon das zweite in diesem Jahr. Beim ersten Unwetter Ende Juni durchlöcherten faustgrosse Hagelkörner das Plastikdach unseres Vorbaus. Beim zweiten entwurzelten grossflächig Bäume, z.B. im Ort eine alte Linde am Friedhof, eine Akazie fiel in eine Hausruine.

Den Sturm einzufangen gelang mir nicht. Man wähnte sich hinterm Fenster auf wildbewegter See, peitschende Wassermassen, der Strommast vorm Haus schwankte gefährlich. Nur kurz dauerte das Unwetter, gleich danach wurden sämtliche Motorsägen im Dorf angeworfen, um die Baumschäden aufzuräumen.

Aufräumarbeiten am Kanal.

Entwurzelter Baum an der Oder bei Hohenwutzen.

Montag, 6. August 2012

Scheunenbewohner

Man ahnt, dass sie einigen Tieren als Behausung dient. Fledermäuse schwirren abends von dort aus, Vögel nisten im Kuhstall. Vielleicht leben auch Waschbären dort, jedenfalls haben sie Kotgruben am Hang eingerichtet. Einen aufs Bild zu kriegen wäre natürlich ein Highlight, aber da sie nachtaktiv sind, eher unwahrscheinlich. Im Kuhstall zwischen Gartenwerkzeug und Gerümpel stand bis vor kurzem vergessen ein Korb Walnüsse. Und plötzlich ein grosser Haufen Sand mit Walnussschalen. Guter Anlass zum Entrümpeln, Saubermachen und Entsorgen der alten Nüsse.

Drei Tage später dann dies. Müssen unterirdische Bewohner mit Vorratshöhle unterm Boden sein. Der Nachbar meint, Mäuse oder Ratten.

Im Garten: Blauhilde sucht Halt.

Die Gurkenernte hat eingesetzt.

Nach dem Regen

Aufgewühltes bräunliches Wasser im Graben zwischen Kanal und Oder.

Unterwasserpflanzen.

Richtung Stolzenhagen. Kuhherde vor Fluss vor Bielinek.

Kühe im Schilf.

Oderauen. Hinterm Gebüsch mit angelegtem Speer auf Beute lauernd ein Steinzeitmensch.

Donnerstag, 2. August 2012

Kurzer Ostseetrip

Krasser Temperatursturz von 35 Grad in Berlin auf 18 Grad am Meer, Strümpfe anziehen ist nötig. Aber der Ausflug hat sich gelohnt, schon allein wegen der Schädelkult-Sonderausstellung im Schloss Gottorf in Schleswig.

Ostsee bei Gelting, ruhige See in Abendsonne.

Kapuzina

Zwischen Uckermark und Berlin

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