Woanders

Montag, 23. Mai 2011

Karpaten Teil 1

Unser Fahrer fährt wie der Teufel - typisch ukrainisch. Von Lviv aus Richtung Berge, durch idyllische Dörfchen, vorbei an der Industriestadt Ivano-Frankivsk, der Ohrdruck zeigt steigende Höhe, immer weiter zurück in den Frühling, Obstbaumblüte, zartes helles Grün, Kastanienkerzen.

Zwischenstopp in den Bergen.

Die Farben auf diesem karpatischen Friedhof besonders bunt.

Im Hintergrund märchenhaftes Glitzern.

Typische Kirchenarchitektur dieser Gegend - Holzkörper und runde metallische Kuppel.

Schliesslich kommen wir in Werchowyna an.

Samstag, 21. Mai 2011

Mütterchen

Gebeugte runzlige hagere Gestalten, fast zahnlos aber lebendigen Blicks, die uns Touristen ein Büschel Maiglöckchen entgegenstrecken, stehen an jeder Ecke in der Innenstadt von Lviv. Heute am Samstag kommen noch unzählige Mütterchen vom Land dazu, auf den Strassen beim Markt in der Nähe des Bahnhofs lassen sie sich dicht an dicht nieder, breiten die Schätze ihres Gartens vor sich aus, Radieschen, Akeleien, duftende Nadelzweige, eingelegte Gurken.

Mütterchen.

Die ganze Stadt scheint heute ein einziger Marktplatz zu sein. Wir geraten wieder in Gemüse- und Fleischhallen, auch hier Schweineköpfe als Thekendeko, beim Gemüse sticht das Rot der Radieschen besonders hervor.

Eine Zigeunerin erhält Fleischreste.

Irgendwo leuchtet die aktuelle Temperatur auf, 29 Grad, es ist heiss und schwül. Mit der Strassenbahn vom Bahnhof zurück in die Stadt, nur Frauen habe ich diese Gefährte hier steuern sehen. Endlich ein kleines Gewitter, sehr angenehm. Allerdings finden das mehrere Brautpaare, die sich auf dem Rynek fotografieren lassen wollen, nicht so sehr.

Scharen eifriger Pfadfinder, die offensichtlich irgendwelche Aufgaben erledigen müssen, kreuzen öfters unseren Weg.

Abends übrigens scheint sich zur Zeit die ganze Stadt mit Kind und Kegel draussen aufzuhalten.

Freitag, 20. Mai 2011

Gefärbte Saat & Schweinekopf

Auf dem Krakauer Markt in Lviv finde ich Dinge, von denen ich gar nicht wusste, dass es sie noch gibt, zum Beispiel Saat für weisse Erdbeeren, die kannte ich nur von alten Gemälden. Oder manuelle Küchengeräte, flotte Minnas mit Aufsatzersatz, Sprungfeder-Kartoffelstampfer usw.

Eine Halle voll Obst und Gemüse.

Allein die Saatgutabteilung umfasst mindestens ein Dutzend Stände.

Die blaue Saat ist gefärbte Möhre, wenn ich der Händlerin glauben darf.

Hier die weissen Erdbeeren.

In der Fleischhalle ist heute nicht so viel los, laut Reiseführer samstags mehr.

Hochsommerlich heiss, nach dem Markt sinken wir ermattet in einem schattigen Strassencafé nieder, stellen offenes Wlan fest, zücken synchron unsere Smartphones und verbinden uns mit dem Rest der Welt, mal schnell nach Mails gucken, was gibt's Neues von Strauss-Kahn, ich teste ein gps-app.

Auf der anderen Strassenseite dieser Balkon.

Je länger man sitzt, desto träger wird man in der Mittagshitze. Schliesslich raffen wir uns auf, der Lycakiv'ske Friedhof steht noch auf dem Plan.

Hier übrigens auf dem Weg ein typischer vollgestopfter Bus.

Lange wandern wir durch die Grabreihen des seit dem 18. Jhdts bestehenden Friedhofs.

Verwilderte Grabfragmente.

Die russischen Gräber oft mit Skulptur oder mindestens Foto des Verstorbenen, polnische, deutsche, österreichische Grüfte durcheinander, Meyerow, Weberow, Müllerow, Hübnerow...
Ganz oben auf dem Berg dann viele Reihen uniforme Eisenkreuze von 1903 bis in die 1930er Jahre hinein, nur Männer, nur Jahreszahlen, kein genaueres Datum, viele richtig alt geworden. Wir rätseln, bisher ohne Ergebnis, vielleicht finde ich noch was im Netz.

Leben verflogen wie eine Pusteblume. Bevor wir ganz melancholisch werden, kehren wir in die heisse quirlige Stadt zurück.

Donnerstag, 19. Mai 2011

Gelandet

Lemberg am Flughafen. Was ich nicht merke - ein Mann starrt mich unverwandt an. Bis M. raunt: militärische Anlage, lieber keine Fotos.

Ukraine. Mein Grossvater wuchs hier auf, damals war es Österreich-Ungarn, ein multikulturelles Gemisch aus Ukrainern, Russen, Polen, Juden und einigen Deutschen, zu denen gehörte er, aber die anderen Sprachen beherrschte er genauso.
Lviv heute. Hochsommerlich warm, besonders im ruckligen überfüllten Bus vom Flughafen in die Stadt. Hotel Dnister, Klamotten wechseln und ab in die Stadt, durch den Park voller Studenten, Mütter mit Kindern, alten Leuten, an der Uni vorbei zum Rynek (Marktplatz).

Hier wird Schach gespielt

Wir treffen den Reisebüromenschen, den M. bei seiner letzten Reise schon ausfindig gemacht hatte; er spricht sehr gut deutsch und auch gern, hatte Germanistik studiert, seine Vorfahren waren Priester und Komponisten, über die Geschichte der Ukraine erzählt er auch ein bisschen. 1990 wurde der Staat endlich wieder unabhängig.
Weiter geht es, durch die alte Stadt hin und her, an den Stadtmauern entlang, offenes Wlan findet man häufig. Wir hängen in Cafés herum und surfen, nicht nur die Akkus der Smartphones laufen allmählich ab, auch unsere eigenen.

Buntes Treiben in der Nähe der Oper

Repertoire. Wir könnten uns Aida angucken

Ausserhalb der Stadtmauern, ein Wiener Gullideckel nahebei zeigt die Epoche an.

Hinterhof mit wirklich wunderschön angelegtem Garten, Gesang eines probenden Opernsängers im Hintergrund.

Hier gibt es sehr viel zu entdecken. Aber erst morgen wieder.

Dienstag, 28. Dezember 2010

Vereist...

... sind zur Zeit nicht nur die Oberleitungen der Deutschen Bahn.

Donnerstag, 2. September 2010

Waren des täglichen Bedarfs

Gesehen in Pinnow (Landkreis Oder-Welse).

Dienstag, 31. August 2010

Weisses Gold und Glaubenskrieg

Bad Frankenhausen, Panoramamuseum. In der Kuppel geht stündlich ganz langsam das Licht aus, dimmt dann wieder hoch. Das Gemälderund von Tübke zeigt deutsche Geschichte. Der örtliche Kunstpädagoge spult ein paar Erklärungen ab: Zitate zu alten Meistern, Anspielungen auf politische Verhältnisse, alle vier Jahreszeiten. Aus der überreichen Fülle Einzelheiten erfassen, Monster wie bei Bosch, ein Kaufmannspaar über Büchern, kriegerische Heere, Ritter und Bauernschlachten. Und da ist Dürer, wenigstens einer, den ich benennen kann. Die Zeit ist zu kurz.

Detail mit Dürer, sicher sind die anderen in der Runde auch historische Persönlichkeiten.

Bad Frankenhausen hat Solquellen. Durch Erdbewegung kamen Salzschichten uralter Meere nach oben, schon im Mittelalter wurde hier das "weisse Gold" abgebaut.

Spuren jüngerer Vergangenheit.

Mehr Spuren jüngerer Vergangenheit.

Am nächsten Tag, kalt und regnerisch, wird die Wartburg besucht. Luther und Glaubenskrieg. Ein Riesenposter listet deftige Schimpfworte für seine Feinde auf. Vom Inventar des Studierzimmerchens ist nur noch ein Walfischwirbel original erhalten. Heilige Elisabeth. Neoromanik des 19. Jahrhunderts.

Prächtige Hallen, in dieser ist die Lebensgeschichte der Heiligen Elisabeth bebildert. Statt dem Vortrag zuzuhören mache ich Fotos.

Zum Abschluss Gottesdienst mit ungarischem Pfarrer und Arien mit Querflötenbegleitung. Statt hinzuhören denke ich an meine Eltern.

Abends draussen am Feuer dann etwas zu viel Bier.

Samstag, 7. August 2010

Der Schlegel in der Hand des Seligen

In Vorarlberg sagt man zur Begrüssung "Heil", trinkt Mohrenbier und die Wände der Häuser sind von aussen mit Holzschindeln tapeziert, deren Erhaltung einige Mühe kostet.
Kurztrip nach Bella Austria im Dauerregen - so hatten wir uns das nicht vorgestellt, beschwerten uns mit drohender Faust gen Himmel, aber es nützte nichts.

Sehr feuchte Berglandschaft.

Das vollmundige und hochwertige untergärige Vorarlberger Mohren Spezial. Andererseits findet der örtliche Buchhändler im Kinderbuchklassiker "Pippi Langstrumpf" die Bezeichnung "Negerkönig" nicht korrekt.

Alte Schindeln.

In einem schwäbischen Restaurant in Lindau kann das Klavier alleine spielen.

Der Heilige Merbot in der Kapelle in Alberschwende. Gläubige verstümmeltem den kleinen Finger an seiner rechten Hand: "Es ist strengstens verboten, von der Meerbotsstatue Holz wegzuschneiden. Kleine Holzabschnitte dürfen nur von dem in der Hand des Seligen ruhenden Schlegel genommen werden" steht darunter. Da staunt der Ungläubige und der Evangele wundert sich.

Dienstag, 20. Juli 2010

Alte Puppen

Besuch bei den Eltern. Die haben sich in den Kopf gesetzt, den Dachboden leerzuräumen. Bei Saunatemperatur sichten Vater und ich Inhalte zerbröckelnder Plastiktüten, schleppen verstaubte Koffer, Sperrholzmöbel, Teppichreste, Weinballons und den Kinderwagen, in dem alle drei Kinder lagen, die steile Bodenstiege runter.

Vater arbeitet langsam, immer wieder hält er trotz Staub und schweisstreibender Hitze inne, um etwas genauer zu betrachten, hier: Die Struwwelliese. Ein Bilderbuch, an das ich mich sehr gut erinnern kann, mit deutlichen Spuren meiner frühkindlichen Kritzeleien.

Zur genaueren Durchsicht wird alles erst mal auf der Terrasse deponiert und nach und nach geöffnet. Zum Beispiel ein ganzer Koffer voller vergessener Konfirmationsgeschenke der jüngsten Schwester, hauptsächlich bestehend aus Handtüchern mit "Sie" und manchmal auch "Sie" und "Er", dazwischen 5 Tortenheber, Löffelchen, Kuchengabeln in Originalverpackung, eine schwere Bleikristallschüssel - alles Dinge, die eine Konfirmandin nicht wirklich interessieren und an die sie später gar nicht mehr dachte.

Zwei Koffer voller Puppen und Plüschtiere aus jahrzehntelanger Dunkelheit noch einmal ans Tageslicht geholt. Mutter steht dabei und jammert: Das muss alles weg, wo soll das hin, niemand will das mehr haben...

Mit den Erinnerungen im Rücken auf der Terrasse sitzen. Alte Zeugnisse, Schulmappen, Spiele, haufenweise Bilder- und Kinderbücher. Drehe ich den Kopf, starren mich blasse dreckige, teils verstümmelte Puppen aus halbgeöffneten Koffern an. Ein ganz schlechter Horrorfilm.

Die grössten Puppen wurden von Verwandten aus der "Ostzone" geschickt.

Nach und nach wandert das meiste unter die Eingangstreppe, wo es auf den Sperrmüll wartet. Auch Zeugnisse, Poesiealbum usw. kommen in die Tonne. Nur zwei Bücher und die Weinballons nehme ich mit.

Sonntag, 30. Mai 2010

Frauenmantel, Frauenschuh

Oberhalb von Königstein/Oberpfalz im Wald wächst er in wild verstreuten Nestern, der Frauenschuh, eine streng geschützte Orchideenart. Unter fachkundiger Führung finden wir ihn und lernen, dass er sieben Jahre zum Aufbau einer Blüte braucht.

Frauenschuh, auch "Krimhilds Helm" genannt.

Das Fest ist gross und schön und findet im Hanggarten direkt unterhalb eines Felsens statt. Familien aus Ost und Nord und Süd reisen an, Freunde, Nachbarn tauchen auf, der Wettergott spielt auch mit bei diesem wie aus einer anderen Zeit anmutenden Ereignis. Am Fuss des Felsens ist ein lukullisches Buffet aufgebaut, zwischen gewundenen kleinen Wegen wächst Frauenmantel, über felsige Treppchen erreicht man auf drei Etagen verschiedene Sitzgelegenheiten. Zahlreiche kleine Enkelinnen der Gastgeber wetteifern leidenschaftlich um Bewirtung mit Kaffee und Kuchen.

Blick vom zweiten Treppchen.

Im Hintergrund der Felsen.

Eine der Sitzgelegenheiten.

Und ein Detail der Dekoration.

Erst am späteren Abend setzt der Regen ein, da ist das Fest schon fast vorbei. Und den Frauenmantel hat es erwischt, plattgewalzt liegt er am Wegesrand.

Kapuzina

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