Woanders

Dienstag, 31. Mai 2011

Jüdischer Friedhof Czernowitz

Die Steine der wilden Gräber neigen sich dem Besucher schon durch die metallene Umzäunung entgegen, über 50.000 gibt es hier.

Andachtskapelle mit Brandschäden, kaputten Fenstern, zugemauerten Türen.

Eine aufgebrochene Stelle im Mauerwerk.

Nur die Hauptwege werden von Unkraut freigehalten.

Von Brennesseln überwuchert.

Holunder breitet sich aus.

Bis zum Horizont reichen die Steine.

Die Faszination des riesigen wilden Friedhofs, Überbleibsel einer vergangenen Welt mit sehr vielen deutschen Namen ist gross. Obwohl ich an diesem heissen Tag schon völlig lahm gelaufen und hungrig und durstig bin, gehe ich immer noch einen Weg weiter, hier noch den Hügel hoch, dort ins Gebüsch - bis plötzlich Miliz auftaucht, zwei Männer, die mir wichtig bedeuten, Fotografieren sei hier verboten. Brav stecke ich den Apparat in die Tasche, genug Fotos sind im Kasten, und fast bin ich diesen Relikten einer in diesem Fall hoffentlich ebenfalls bald untergegangenen Welt dankbar, dass sie mich in die Gegenwart zurück geholt haben.

Eine Art Green Card

Ab 1785 kamen viele Siedler nach Galizien, vor allem aus der Pfalz. Das neu zur österreichischen k.k.-Monarchie gehörende "Kronland" sollte mit Landwirten und Handwerkern aufgefüllt werden. Den Menschen wurden für die ersten Jahre allerhand versprochen: Steuer-, Fron- und Kriegsdienstbefreiung, kostenloses oder stark vergünstigtes Baumaterial, Werkzeug, Vieh. Der Andrang war gross. Es entstanden damals in Galizien und der Bukowina eine Menge neue Dörfer, Grösse und Art der Häuser waren genau vorgeschrieben. Einer dieser Siedler war ein Vorfahr meines Grossvaters, 1785 aus Staudernheim ausgewandert.
Ein bisschen Siedler-Spurensuche ist angesagt. Da die Häuser meist in Reihe beiderseits des Weges gebaut wurden und immer die gleiche Form und Grösse hatten, könnten sie leicht zu identifizieren sein. Bei Kolomea soll es laut Wikipedia ein deutsches Dorf namens Baginsberg gegeben haben, heute ein nördlicher Vorort der Stadt. Wir machen uns auf die Suche und finden tatsächlich - eine Strasse mit lauter kleinen alten Häuschen gleicher Form. Zwei Mädchen streichen den Zaun vor einem der Häuser, kennen Baginsberg aber nicht. Ein runzliges Gesicht schaut neugierig aus dem Fenster, ein Alter humpelt auf uns zu, krächzt: Baginsberg!, macht eine Handbewegung die Strasse rauf und runter und nickt. Er redet lebhaft auf uns ein, zu schade, dass wir uns nicht mit ihm unterhalten können.

Eins der Siedlerhäuschen, sie sind heute natürlich ganz unterschiedlich verkleidet, viele haben Asbestdächer.

Im Czernowitzer Stadtteil Rosch existiert noch der alte Friedhof, er wird weiterhin genutzt, bunt durcheinander alte und neue Gräber.

Auf dem Friedhof in Rosch.

Eine alte Ukrainerin begegnet uns.

Häuser

Die renovierten Häuser in Czernowitz haben oft kräftige Farben.

Zweigeschossige Architektur sieht man häufig.

Dieses Dach müsste mal erneuert werden.

Rankender Wein und Gemüseanbau in der Nähe der Uni.

Besonders schöner Hauseingang.

Hier mal ein offizielles Gebäude - das Rathaus.

Und hier noch eins, die Universität, vor der sich an diesem schönen Sonntag die Brautpaare für Fotosessions stapelten. Es wird viel geheiratet in der Ukraine, deshalb also auf dem Markt das halbe Dutzend Brauthallen.

Ausserhalb der Stadt eine Kate mit tiefgezogenem Blechdach und Antenne, da lebt also jemand drin.

Sonntag, 29. Mai 2011

Spuren ...

... aus der österreichischen Vergangenheit von Czernowitz.

Ein Gullideckel.

Eine freigelegte Werbung. Um die Ecke übrigens die Johann Wolfgang von Goethe (Gete)-Strasse

Kanaldeckel mit aktueller Gravur.

Pruth und Braut

2 1/2 Stunden im überfüllten Bus über Schlaglochstrassen, aber immerhin Sitzplatz. Der Fahrer prüft unsere Tickets extra wichtig, das lässt er sich den Touristen gegenüber nicht nehmen.
In Czernowitz grosse Hitze, am Fuss der Stadt Sirenengeheul wie in New York, Kofferrumpeln über Kopfsteinpflaster - da ist der Trolleybus Nummer 3, der fährt direkt vors Hotel Bukowina.
Den Rest des Tages kreuz und quer durch die alte k.u.k.-Stadt. Mein Fuss brauchte ein Pflaster, das kann man einzeln kaufen für umgerechnet 3 Cent.

Heute zum unbeschreiblich riesigen und total heissen Markt Kalynivs'kyj rynok, berühmt für seine Brautmoden.

Ein verbotenes Foto, man darf hier nicht fotografieren, vielleicht, damit der Bräutigam seine Braut nicht zu früh sieht?

Neben mindestens 3 Hallen voll Brautkleidern auch mehrere Gänge mit Accessoires.

Zu Fuss zurück über den Pruth.

Dann einen angenehm schattigen Weg am Fluss entlang bis zum grossen guten bevölkerten Badestrand. Von dort ein paar Jugendlichen gefolgt, die ganz richtig die Abkürzung zum Bahnhof nahmen, nämlich direkt über die Gleise.

Es macht hier jeder, ein Schild weist ausdrücklich auf den Fussgängerübergang hin.

Ein langer Zug nach Kiew abfahrtsbereit am Gleis. Aus den Lautsprechern ertönt ein Militärmarsch, dann setzt sich der Zug in Bewegung.

Samstag, 28. Mai 2011

Landmarkt in Kolomea

Freundliche Kükenanbieterin.

Sehr viel Federvieh im Angebot.

Lebendfisch in unterschiedlichem Zustand.

Donnerstag, 26. Mai 2011

Von den Huzulen nach Kolomea

Aus den Bergen in die Ebene, von der Baumblüte zur Lilienblüte, das Landstädtchen Kolomea ist nächstes Ziel. Prompt geraten wir hier wieder auf einen riesigen Markt, diesmal bieten Mütterchen am Strassenrand frische Milch ihrer Kühe an.

Die geschorenen Schafe sind ausser Sicht, aber wunderschöne Wollteppiche, -kissen, -nierenwärmer hängen an der Landstrasse zum Verkauf aus.

Die Architektur der K. u. K.-Monarchie prägt das Bild der Stadt.

Ukrainische Stromwirtschaft.

Mittwoch, 25. Mai 2011

Die glitzernden Dächer

Die Dächer der weitaus meisten Karpatenhäuser bestehen noch aus Asbest. Heute ist es verboten, damit zu decken, stattdessen wird eine Art Weissblech genommen, das man teilweise schon rosten sieht. Auch die Dächer der Kirchen bestehen meist aus vergoldetem Weissblech. Dummerweise wird das im Sommer so heiss, dass schon mehrere Kirchen in Brand gerieten.

Ein seltenes Holzdach im Städtchen Kossiv wartet auf seinen Aufbau.

Universität der Künste in Kossiv.

Schwarzer und weisser Czeremosch

Schwarzer und weisser Czeremosch - hier fliessen sie zusammen.

Vor zwei Jahren im Sommer floss der Schwarze Czeremosch über - 42 Dörfer waren bis in den Herbst hinein ohne Strom von der Aussenwelt abgeschnitten. Und zwar floss er deshalb über, weil trotz Tabu Touristen in einem oberhalb gelegenen See badeten, woraufhin das Gleichgewicht der Wasser gestört wurde - so kam die Katastrophe zustande, sagen die Huzulen.

Wasserkraftwerk am Fluss.

Die alltäglichen Kühe auf der Strasse

Ein Huzulenhaus am Weg.

Reiseeindrücke sind zu vielfältig, um sie auf die Schnelle beschreiben zu können.

Montag, 23. Mai 2011

Karpaten Teil 2a

Karpaten & Käserei

Allerschönster Vollfrühling, Ausflug in den 25 km entfernten Ort Dzembronia (oder so ähnlich), die Fahrt dauert 1 1/2 Stunden, entlang am kurvigen Fluss Schwarzer Czeremosch über Schotterpisten, grasende Kühe am Wegrand.

Tief in den Bergen liegt dieser Ort

Prächtige Ausblicke überall.

Eine Käsehütte.

Im Inneren der Hütte: ganz oben zwei weisse Käse, ganz unten ein Räucherfeuer. Wir kaufen etwas frischen Räucherkäse.

Dann Donnergroll und starker Regen. Durchs Gewitter zurück nach Werchowyna.

Links Tourbus, rechts ein Wolga von 1966, der immer noch fährt.

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