Leuchtend blass
Die Herbstzeitlose ist erwacht.
Triebe mit lila Punkt.
Die Herbstzeitlose ist erwacht.
Triebe mit lila Punkt.
An der Oder jedenfalls noch sanfter Sommer. Wie eine unwirklich schöne Kulisse, durchbrochen von beissend scharfem Geruch. Ist es Dünger oder eine bestimmte Pflanze, keine Ahnung, es umwabert mich den ganzen Deich lang. Links und rechts lautstarke Kuhherden. Eine steht direkt auf dem Weg. Mit klopfendem Herzen trete ich die Pedale etwas zögernder. As ich das Tier erreiche, macht es einen Satz zur Seite. Ich stoppe, drehe mich um, die Kuh und ich glotzen uns an. Das war's, weiter passiert nichts.
Unten an der Oder.
Blüte zwischen den Steinen.
Ähnelt stark dem Alant in meinem Garten, aber wird wohl was anderes sein.
Altweibersommer.
Ein polnischer Frachter schippert flott an mir vorbei.
Odratrans aus Breslau.
Am Deich blüht es schön. Viel Schafgarbe.
Angeregt von Jule hab ich mir einen Sprachlehrgang für Polnisch angeschafft. Schon das Alphabet scheint erstmal kompliziert, aber sie meint, nach ein paar Übungen fällt die Aussprache nicht mehr schwer.
Der eine sitzt schon drauf, aber der andere will auch...
... klettert ohne Rücksicht auf das Objekt der Begierde zum Angriff hoch...
... auf dem Rücken des Weibchens wird der Kampf ausgetragen.
Stangenbohne Blauhilde vor dramatischem Himmel.
Leicht überfärbter Borretsch.
Vermehrfreudige Herbstblühstaude, deren Namen ich leider nicht weiss.
An der Oder bei Hohensaaten ist der Sand weich und weiss. Hanna stapft bis zu den Knien ins Wasser und findet eine geschlossene Muschel nach der anderen. Emma hockt am Ufer und ordnet die Fundstücke hübsch an.
Lebende Muscheln, keine Ahnung, ob diese Sorte schmeckt. Oder kann man alle Muscheln essen? Wir nehmen sie vorsichtshalber nicht mit.
Zum Beispiel diese blühende Pflanze im Sand.
Das verfallene Haus kurz vor der Schleuse besuchen wir auch. Es ist inzwischen so stark eingestürzt, dass nur noch die Kellerräume betretbar sind.
Hanna durchforscht den Keller.
Königskerzen vor Frachter an der Oder in Hohensaaten.
Emma mit selbstgebastelten Möhrenringen.
Zuhause ernten sie Möhren und dann raspeln wir die mit der Flotten Minna, dass uns die Möhrenstückchen um die Ohren fliegen. Möhrensalat, Möhrenkuchen. Alles lecker. Und Emma fegt hinterher die Küche aus.
Sie hat wieder toll geholfen.
Man kommt nicht rein ohne Schlüssel. Aber wir haben ja Herbert Ulrich kennengelernt, einen Deutschen, der seit über dreissig Jahren hier lebt. Sein Sohn Jozef geht mit uns zur alten Frau Honig und holt den Schlüssel ab. Der Mann von Frau Honig war der letzte Jude Lublins, er hatte aus dem KZ flüchten können und nach dem Krieg die Verwaltung des alten jüdischen Friedhofs übernommen, vor drei Jahren starb er.
Wir stehen im Hausflur und lauschen verständnislos den polnischen Erklärungen der alten Frau über berühmte Steine, Rabbis und Seher.
Jozef kann auch kein Deutsch, aber Englisch und Ukrainisch, seine Muttersprache ist Polnisch. Der Vater Herbert hatte kein Interesse daran, dass seine Kinder zweisprachig aufwuchsen. Jozef hat eine Ukrainerin geheiratet und erzählt, wie die Annäherung von Polen und Ukrainern durch Schengen und Polens EU-Beitritt einen Rückschlag erlitt.
Wir betreten den Friedhof. Von jetzt an höre ich seinen Erklärungen nicht mehr zu. Die ummauerte Wildnis auf dem Hügel mit den zerstörten Grabsteinen dazwischen nimmt mich gefangen.
Eindruck.
Grabsteindetail.
Links brennt eine Kerze.
Ich lerne, Lublin war vor dem Krieg eins der grossen jüdischen Zentren neben Lviv (Lemberg), zu dem auch enge Handelsbeziehungen bestanden, die Hälfte der Lubliner Bevölkerung waren Juden. Und jährlich 200.000 Juden besuchen diese Stadt.
Reste des ehemaligen jüdischen Viertels unterhalb der Burg.
Mirabellen.
Der Kern dieser Stadt wird erst langsam restauriert und "schön gemacht", noch nicht übertüncht und ausgebessert sind die meisten Häuser, die Fassaden atmen matt den Hauch der Geschichte (misslungener Versuch, mich lyrisch ausdrücken).
Ein unbewohntes Haus im Zentrum.
Und gleich um die Ecke ein prächtig restauriertes Objekt.
Ein dunkler Hausdurchgang.
Renovierungsbedürftiger Hinterhof.
Detail mit Engel.
Auffällig schön.
Fensterstuck.
Rohr aus Maul.
Tordurchgang.
Schicke alte Frauen.
Und auch zum Titel dieses Beitrags: Blutwurst. Die gibt es gegrillt und danach muss man gaaanz viel Wodka trinken.
Die Ziergurke mag es heiss.
Neulich aus verschiedenen schattigen verfilzten Ecken Fleischblattgewächse, die sich kaum durchsetzen konnten, ans Licht geholt. Das Töchterchen vom Nachbarn half und pflanzte auch einige artfremde Gegenstände:
Donnerwurz mit Tassenhenkel und Schneckengehäuse.
Minisonnenblumen im Andenbeerenwald.