Madeira

Sonntag, 27. Oktober 2013

Kein Traum

Heute morgen, ich sitze im Auto, das auf dem Parkplatz am steilen Abhang steht. Noch nicht gestartet, doch plötzlich scheint mir, es rollt schon voran. Oh, meine Nerven, überall kann man runterfallen an diesem Ort voller Abgründe.
Nach einem Direktflug von Berlin ist es noch reichlich unwirklich, wieder auf Madeira zu sein, der "Insel ewigen Frühlings". Sehr früh aufgewacht ausserdem, wegen Umstellung auf Winterzeit und zusätzlich westeuropäische Zeit kriegten wir sozusagen zwei Stunden Urlaub zusätzlich geschenkt, weshalb wir heute sogar die ersten Frühstücksgäste waren.
Die erste Wanderung ist im Reiseführer blau markiert, also leicht für den Anfang. Mit dem Auto hinauf auf 1200 m Höhe, die Temperatur sinkt von 21 Grad auf 15 Grad. Oberhalb von Rabacal geht die Wanderung entlang der Levada do Alecrim.

Die Baumgrenze ist erreicht.

Entlang der Levada läuft man ganz prima, nur hin und wieder wird es eng.

Viele Fische, ganze Schwärme manchmal.

Eine steile Treppe neben "reissenden Fluten" meistern wir bravourös.

Mit diesem Wasserfall ist das Ziel der Tour erreicht. Ganz vorn machen wir Rast. Bisher begegneten uns nur wenige andere Wanderer, aber als wir uns zur Rückkehr wenden, stellen wir fest, dass die Steine hinter uns inzwischen voll belegt sind.

Endemischer Buchfink.

Die Rückfahrt geht plötzlich durch dichten ungemütlichen Nebel.

Unten in Calheta wieder richtig sommerlich warm. Der Zugang zur Ruine hinten leider versperrt.

Samstag, 23. Februar 2013

In der Schlucht der Ribiera da Janela

Obwohl hier felsige Steilhänge in schluchtigen Abgründe enden, ist dies eine sehr bequem zu laufende Levada, denn sie ist bestens gesichert. Ausserdem traue ich mir inzwischen etwas mehr zu.

Anfangs fallen lila Blüten mit kleeähnlichen Blättern auf.

Bald eröffnet sich der Blick auf einen spielzeughaft klein wirkenden Ort.

Nach einiger Zeit wird es immer feuchter und schattiger. Wasser rinnt aus Felswänden.

Und jetzt kommt es drauf an: durch den linken Teil dieses Schlundes führt ein enger niedriger Tunnel, den muss man gehen, um weiterzukommen. Also hinein, Kapuze auf und Taschenlampe an. Ungefähr 10 Minuten dauert der Weg, ich muss noch nicht mal gebückt gehen, bin ja nicht so gross. Zum Ende hin schwillt ein Geräusch immer mehr an, bis...

... man bei diesem von sehr weit oben auf ein Blechdach prasselnden Wasserfall ans Tageslicht tritt. Viele Meter tief fällt das Wasser, das Naturspektakel gut einzufangen ist mir nicht gelungen. Hinterm Wasserfall geht es gleich in den nächsten Tunnel, der ist etwas kürzer als der erste, allerdings auch nasser.

Links kommt man aus dem zweiten Tunnel raus, rechts in der Spalte aus dem ersten, dazwischen der Wasserfall. Echt schade, dass ich das nicht eindrucksvoller zeigen kann.

Dann noch bis zu einem Wasserhaus - den Rückweg schafften wir in zügigem Tempo in einer Stunde.

Der Ort unterhalb der Schlucht am Meer wirkt ziemlich verlassen, ist aber trotzdem sehenswert. Kleine alte nicht mehr bewohnte Häuser am Strassenrand.

Ein weiteres Geisterhaus.

Und am Strand beim von Wasser gespeisten Elektrizitätswerk bizarre Felsformationen.

Der westliche Teil

Hier ragt Madeiras Küste so steil aus dem Meer, dass man meist nur von weit oben runtergucken kann oder vom Schiff aus hoch. Etwas oberhalb von Ponta do Pargo winkt ein Miradouro.
Bei einer kleinen Kapelle endet die Strasse, über die Wiese geht es weiter. So stelle ich mir die Landschaft in Irland vor.

Bis ungefähr vorne rechts, dann absoluter Stopp. Atemberaubender Blick.

Der allerwestlichste Teil der Insel ist von einem Leuchtturm gekrönt.

Natürlich gehen wir direkt dort hin.

Unbekannte Knospe.

Und unbekannter Vogel. Um nicht immer "unbekannt" sagen zu müssen, habe ich aus der umfangreichen Hotelbibliothek über Madeira ein Bestimmungsbuch geholt - vielleicht komme ich sogar dazu, mal reinzugucken.

Immer treppauf

Im an der Nordküste gelegenen ländlichen Ort Seixal.

Vom Baum gefallene Orangen bleiben liegen wie bei uns Äpfel an Landstrassen.

Die vielen terrassenartig angelegten Felder erreicht man über steile Stufen. Wir geraten ins Schwitzen.

Kohl und Kartoffeln.

Manche Felder sehen eher verwildert aus.

Dann zurück und über privat anmutende Treppen zwischen den Häusern weiter runter. Hier allerdings wohnt niemand mehr.

Donnerstag, 21. Februar 2013

Abgrund

Man kann dran lang balancieren, klar. Aber beschaulich, wie es im Reiseführer über die Levada do Caniço steht, sind Abgründe nun nicht - lieber vermeidet man das Beschauen und konzentriert sich auf den nächsten Schritt, und das stundenlang.

Erstmal steigt man gemütlich in Camacha bergab. Dieses Vormäuerchen gehört zu einem sehr schönen leerstehenden Haus. Könnte man kaufen, hinten gibt es auch etwas Land.

Eidechsen tummeln sich auf der heissen Hauswand.

Auf dem steilen Ochsenkarrenweg sieht es weiterhin noch ganz entspannt aus.

Aber die Warnung mit dem Ziegenschädel hätte ich schon ernst nehmen sollen.

Meist war es nicht so einfach wie hier, nur hatte ich dann keinen Gedanken mehr an ein Foto. Der äussere Wegrand oft weggeschwemmt, kleine Wasserfälle kreuzten die schmale Levadabegrenzung. Vier Kilometer können sehr lange dauern, wenn man sich streckenweise über die Levada gebeugt mit beiden Händen am Fels abstützt und dabei die Füsse nur seitlich weiter bewegt. Gut, wenn einem dabei klageähnliche einfachste Tonfolgen zur Beruhigung entströmen können.

Manche Teile konnte man wiederum wunderbar laufen. Für Beschaulichkeit jedoch war nur selten Zeit.

Zum Schluss dann noch durch eine 15 m lange tunnelige Felsspalte.

Fazit: Wenn man muss, kann man mehr, als man glaubt. Muss ich aber nicht nochmal haben!

Mittwoch, 20. Februar 2013

Die Halbinsel São Lourenço

Dritter Tag Flucht vor Regengebiet, das sich im höher gelegenen Südwesten befindet, wo auch unsere Herberge ist. Von Calheta aus meist durch die Küstentunnels - bizarr die verlängerte Einflugbahn über der Autobahn, schnell durchgebraust bis zum äussersten Osten.

Die Wanderung beginnt: Felsenküste den östlichsten Inselzipfel entlang.

Bizarre Felsformationen, da hat ja wohl jemand eine Installation aufgestellt.

Marmorierte Felsmassen.

Karge Vegetation.

Ich sag mal, ein Sempervivum.

An meinem Apfelrest labt sich eine Eidechse.

Diese Schuhe haben mir schon sehr gute Dienste geleistet.

Immer weiter an der sehr gut abgesicherten Steilküste entlang.

Bis ganz zur Spitze hoch. Dahinter ein winziges, nur hin und wieder von Vogelkundlern besuchtes Eiland.

Vier Stunden mit Pause dauert der Weg. Eine schöne Strecke.

Von Nebelherbst in Frühlingssonne

Gestern in 1000 m Höhe beim Encumeada-Pass: 6 Grad C, eiskalter Regen und Wind, natürlich so gut wie keine Sicht - ein paar Meter entlang der Levada, überhaupt nicht schön, frustiert fahren wir wieder bergab.

Bei Serra de Água hört der Regen auf, märchenhaft schön leuchten Berge auf.

Unten an der Küste scheint die Sonne. In Ribeira Brava zum Hafen.

Östlich davon ein Miradouro (Aussichtspunkt).

Dann bei schönstem Wetter in einem küstennahen Dorf immer steil bergauf - auf dem Dach eines verlassenen Hauses scheint sich ein Kaktus angesiedelt zu haben.

Und dieses Gewächs in verwildertem Garten kommt mir bekannt vor, es könnte Stechapfel sein, so einer hatte sich bei mir mal wild ausgesät.

Montag, 18. Februar 2013

Funchal

Zweimal nacheinander in die Hauptstadt der Insel. Ungefähr 6 Grad wärmer als im Berghotelchen, ca. 20 Grad, die älteren Einheimischen laufen trotzdem in Wollpullover und wattierter Jacke rum, schliesslich ist Winter.

Unten wird Karten gespielt, von oben zugeguckt.

Er wollte eigentlich Geld für ein Foto, deshalb guckt er nicht freundlich, als ich es von weiter weg mache.

M. entdeckt die Seilbahn, die nach Monte fährt. Nichts kann ihn davon abhalten, diese Tour zu machen.

Schon sitzen wir in einer Kabine, noch steht das Teil direkt vor schönem Motiv.

Aber sobald wir meterhoch über der Stadt schweben, wird mir ganz komisch und ich frage mich, warum ich mich auf so etwas eingelassen habe.

Eine Viertelstunde dauert die extrem langsam scheinende Fahrt. Ich versuche mich anfangs noch mit Fotomachen, Kaugummikauen und in Tasche kramen abzulenken, aber es hilft nichts - zittrig und schweissgebadet steige ich endlich in Monte aus. Direkt bei den schönen exotischen Gärten. Die würden mich eigentlich ziemlich interessieren, nur leider ist es sehr nebligkühl und M. hat seine Jacke im Auto gelassen.

Zurück gehen wir zu Fuss, das tut richtig gut. 550 m Höhenunterschied, eine Stunde dauert der Abstieg. Im Hafen der Luxusdampfer Aida.

Dabei wird eine schnelle Autostrasse gekreuzt und eine Tunnelöffnung unterquert. Macht Spass, Wege zu gehen, die man sonst nur durchbrausen würde.

Schliesslich durch die Flaniergassen am Hafen. Irgendwer hat hier mal angefangen, seine Haustür zu bemalen, inzwischen gibt es kaum noch eine unbemalte dazwischen.

Und dann hoch ins Studentenviertel.

Auf der Rückfahrt ein Abstecher nach Ponta do Sol, wo man den schönsten Sonnenuntergang erleben soll. Allerdings ist der Himmel verhangen. Macht aber nichts, wir essen lecker Fisch am Atlantik.

- Das war gestern. Seit heute ist leider sehr schlechtes Wetter im ... äh... Bergbereich des Hotels. Jetzt abends gerade wieder Wolkenbruch und Sturm. So ähnlich ist auch M.'s Laune, der eben durch die Tür stürmt. Aber den Tag konnten wir mit einer weiteren Fahrt nach Funchal retten, dort bester Sonnenschein, selbst im hohen Monte.

Im tropischen Garten Monte Palace. Nur einen Bruchteil der riesigen pompösen, aber mit ihren Skulpturen und Fliesenwänden auch verspielten Anlage schaffen wir.

Mehrere Gärtner sind unterwegs.

Eine spinnwebbehaftete Schöne.

Und Fabelwesen im Gras - wie aus "Wo die wilden Kerle wohnen".

Märkte auf Madeira

Gestern auf dem Landmarkt in Prazeres. Nicht sehr viele Stände, aber man konnte glauben, dass Obst und Gemüse tatsächlich vom Feld der Verkäufer stammten. Drei sehr gut schmeckende Birnenmelonen für 1€, acht kleine pflaumenähnliche gelbe Früchte mit zwei grossen Steinen drin für 50 Cent.

Heute in Funchal, grosse Markthalle auf zwei Etagen.

Überquellendes Angebot. Früchte, die ich für ausgedacht halten würde, hätte ich sie nicht mit eigenen Augen gesehen, z.B. Bananenananas.

Oder diese hier, nachgezuckert, sonst sauer, man schlürft sie einfach aus. Der geschickte Verkäufer drehte uns mehrere exotische Teile nicht gerade preiswert an.

In der Fischhalle Espada (schwarzer Degenfisch), der in grosser Tiefe vor Madeiras Küsten lebt und hier überall in verschiedenen Zubereitungsarten auf der Speisekarte steht.

Frische kleine Krake.

Samstag, 16. Februar 2013

Absolut schwindelfrei

... muss man sein für die Levada Nova bei Lombada da Ponta do Sol, schon nach ein paar hundert Metern stossen wir auf ein ungesichertes Stück, an dem es steil bergab geht.

Am sanften Abhang kann man noch prima auf dem breiten Levadamäuerchen laufen, leider ändert sich das hinter der nächsten Kurve. Wir kehren etwas frustriert um.

Auf dem kurzen Abschnitt schon grosse Wildblumenvielfalt. Alles mir völlig unbekannt und nicht bestimmbar.

Überm Wasser.

Zierliches Lila.

Auch schön.

Wir sind voll Tatendrang, essen ein paar würzige Kapuzinerkresseblüten vom Levadarand und beschliessen, das steile Bergdorf über seine Treppen zu erwandern.

Dieser Blick mit Kohl, Lauch und Obstbaum im Vordergrund ist für mich, die von rein wildspektakulären Ausblicken eher chaotisch überwältigt wird, wunderschön.

Blühender Strauch am Strassenrand.

Sehr weit oben im Ort können wir uns mit einem kommunikativen alten Mann etwas auf Französisch verständigen. Er rät, die fast parallel verlaufende Levada do Moinho zu laufen, die sei besser gesichert. Stimmt aber leider nicht, vom betonierten Weg dort sind ganze Brocken samt Geländer abgebröckelt und liegen viele Meter tiefer im Geröll.

Immerhin stosse ich hier ganz nah auf Zuckerrohr.

Bei der alten Zuckermühle im Dorfkern steht ein "Wasser- und Blutstein". Die Tafel daneben informiert über den Aufstand der Bevölkerung im August 1962, ein 17jähriger wurde dabei von der Polizei erschossen. Es ging um das in Jahrzehnten unter grossen Opfern erlangte Bewässerungsrecht, das der Staat den Bauern jetzt streitig machen wollte. Drei Monate lang hatten sie vorher Wache an der Levada do Moinho gestanden, um den Stopp des Wasserflusses zu verhindern. Ein berühmter Aufstand unter Salazars Diktatur, so kann man lesen.

Und hier noch die Mühlenräder aus der alten Zuckermühle.

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